
Während anno 2011 die Massen erneut das Panda-Haus stürmen, um die ersten Kletterversuche von Fu Hu zu beobachten, ist es rund um das Eisbären-Gehege still geworden. Einsam zieht ein einziger ausgewachsener Vertreter der Spezies seine Runden und rekelt sich etwas ungelenk in der Wintersonne. Beim menschlichen Beobachter erregt das Gehabe des Solisten durchaus Mitgefühl. "Schaut euch den armen Bär an! Der ist schon ganz apathisch - wie traurig der dreinschaut", lautet etwa das Urteil einer Besucherin.
Ganz so schlimm ist es um den einzig verbliebenen Exponenten, um Bären-Dame Tania, jedoch nicht bestellt - wenngleich die Schönbrunner Zoodirektorin Dagmar Schratter von etlichen besorgten Anfragen berichtet. "Eisbären sind in der Natur Einzelgänger - und zwar absolute Einzelgänger. Einzige Ausnahme stellt die Jungenaufzucht dar", erklärt Schratter. Allerdings gibt sie zu, dass eine generelle Einzelhaltung weder bisher in Schönbrunn noch international üblich ist. "Normalerweise werden Eisbären in Zoos paarweise gehalten, aber da auch nicht regelmäßig." Der Trend gehe laut neuesten Erkenntnissen dahin, Männchen und Weibchen außerhalb der Paarungszeit zu trennen; meist sogar ohne Sichtkontakt, um den Stress zu mindern, so die Direktorin des Zoos, der zuletzt wieder zum besten Europas gekürt wurde.
Doch wo sind all die Schönbrunner Eisbären hin, die mitunter zu viert waren? Zunächst übersiedelte im März des Vorjahres Eisbärenweibchen Olinka in den Zoo Rotterdam, wo der bis 2008 in Wien lebende Eric auf sie wartete. Wenig später verließen auch ihre Nachkommen - die erwähnten Zwillinge Arktos und Nanuq - Schönbrunn Richtung Hannover. Seither ist die aus Rotterdam via Austauschprogramm gekommene 19-jährige Tania (die Lebenserwartung beträgt 41 Jahre) alleine. "Und sie wird es noch ein weiteres Jahr sein, bis die Umbauarbeiten am Gehege starten", so Schratter.
Abtrennung kommt
Da die bestehende Anlage nicht mehr dem Bundestierschutzgesetz entspricht, soll sie bis 2014 um rund sieben Millionen Euro umgebaut und erweitert werden. Der 800 Quadratmeter große Bereich soll mehr als verdoppelt werden; es soll auch einen Rundumlauf sowie Abtrennungsmöglichkeiten geben. Damit die Abkömmlinge vom Polarkreis nie mehr allein sein müssen. Während der Bauphase gibt es übrigens überhaupt keinen Eisbären in Schönbrunn - denn Tania wird nach München verfrachtet.
Bis es soweit ist, soll zumindest die Information verbessert werden: "Damit niemand mehr glauben muss, dass die Eisbärin arm ist", sagt Schratter.
Fernsehtipp: Universum, Aug in Aug mit den Eisbären. Heute, Dienstag, 20.15 Uhr, ORF2