Zoo-Direktor schickt aus Teneriffa Scherz-Karte an Kollegen in Stuttgart
Ja, er war's. Auch wenn Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz private Postkarten "mit herzlichen Grüßen aus der Knut-freien Zone" ungern in der Presse zitiert sieht. Aber daran ist sein Kollege aus Stuttgart schuld. Dieter Jauch, Direktor des Stuttgarter Zoos Wilhelma, hat sich am Montag in einem Interview zum Artenschutz in den "Stuttgarter Nachrichten" dahingehend geäußert, dass nicht nur er keine Freude an dem Medienrummel um den Eisbären Knut habe, sondern dass ihm der Zoo-Direktorenkollege aus Berlin aus seinem Osterurlaub von den kanarischen Inseln eine Postkarte mit besagter Unterschrift geschickt hatte. "Mir tut der Bär leid, weil ihm ein Leben lang die Zeitungen an den Tatzen kleben werden", so Jauch. Gleichzeitig sei zu begrüßen, dass wegen Knut Hunderttausende Besucher mehr in den Berliner Zoo gepilgert seien.
"Das ist hervorragend", so Jauch. Im Stuttgarter Zoo gibt es zwar Eisbären - Anton und Corinna - der Nachwuchs hat aber nie mehr als acht Tage überlebt.
Das bekannteste Tier ist Gorillababy Mary zwo. Zu ihrer Geburt reisten Fernsehteams an, Journalisten standen Schlange, eine Firma will Mary zwo als Stofftier verkaufen. Jauch sieht da keine Probleme. "Was stört es die Mary, wenn es sie auch als Stofftier gibt?"
Blaszkiewitz beschied gestern, dass die Frage nach seinem Verhältnis zu Knut "Blödsinn" sei. "Dass es den Eisbären überhaupt gibt, dass die Nachzucht gelungen ist angesichts der Bedrohung der Tierart, ist wunderbar." In der Tat aber fände er schwierig, dass viele Menschen Knut verniedlichten. Es vergehe kaum ein Tag, an dem keiner nachfrage, was mit Knut los sei: ob er huste, ob er zu viel schlafe. "Als ob wir keine anderen Jungtiere hätten." Merkwürdig sei das - "es hat uns auf der anderen Seite aber auch genutzt". Durch die Berichte sind Knut und der Berliner Zoo auf allen Kontinenten bekannt, mehr als zwei Millionen Besucher kamen bereits ans Gehege und die Vermarktung hat Millionen Euro eingebracht. "Ein Quantensprung", sagt Zoo-Kurator Heiner Klös. Zoos seien wieder gesellschaftsfähig: "Der Besuch ist schick - sogar Hollywood-Stars wie Tom Cruise und Politiker kommen. Die Leute debattieren über Artenschutz." Blaszkiewitz ist mit seinem Berliner Humor zur "Knut-freien Zone" übrigens nicht allein. "Den Witz", so versichert ein Mitarbeiter, "machen wir öfter".
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