Berlin - Nach 108 Tagen ist die tägliche Knut-Show auf dem Braunbärenfelsen im Zoologischen Garten Berlin Geschichte. Das neue Leben des sieben Monate alten und 50 Kilo schweren Eisbären begann am Montag. Als um elf Uhr Knut "allein zu Haus" blieb und Ziehvater Thomas Dörflein nicht wie immer die grüne Decke und den Fußball aus der Spielkiste kramte, begann das Jungtier ausdauernd zu schreien. Auch ohne das Ritual der Spielshow waren Tausende gekommen. Das enge Areal im rückwärtigen Bereich des Eisbärenfelsens war hoffnungslos überfüllt.
Knut werde ab sofort den ganzen Tag über auf der Kleinbärenanlage zu sehen sein - und zwar allein, sagte Zoodirektor Bernhard Blaskiewitz: "Andere Eisbären würden ihn nicht akzeptieren." Versorgt werde er weiterhin von den ihm bekannten Pflegern wie Dörflein. Der hatte beim Herumtollen mit seinem Zögling zunehmend blaue Flecken und Schrammen davongetragen. "Knut hat mir oft ganz schön wehgetan", sagte der 43-jährige Tierpfleger der "B.Z.". "Wenn er seine Wutanfälle hatte, war mit ihm nicht gut Kirschen essen." Er werde aber weiter für den sieben Monate alten Eisbären da sein, sagte Dörflein: "Knut ist doch noch ein Kind. Er braucht mich."
Knut und sein Zwillingsbruder waren nach der Geburt Anfang Dezember von ihrer Mutter Tosca verstoßen worden. Während der Bruder kurz darauf starb, überlebte Knut dank des Aufpäppelns durch seinen Ziehvater. Seit der Eisbär im März der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, entwickelte er sich zum Publikumsmagneten; mehr als eine Million Menschen besuchten den Zoologischen Garten. Längst ist auch bekannt, dass Knut die Einnahmen an den Kassen und dank des Souvenirhandels um bis zu fünf Millionen Euro im Jahr gesteigert hat. Laut Zoodirektor entscheidet sich erst 2008, ob Knut an einen anderen Zoo abgegeben wird. Dörflein kündigte an, dass er in diesem Fall seinen Zögling nie wiedersehen werde: "Dann ist es aus", sagte er. "Es ist wichtig, dass er sich abnabelt." Wenn Knut jetzt allein erwachsen werden muss, gibt es im Zoo aber auch "Gewinner". Die Braunbären Bernie und Petzi und die kanadischen Wölfe haben ihre Anlage mit Flusslauf und Wasserfall jetzt wieder für sich. Und direkt neben dem neuen Heim von Knut findet jetzt der kleine Malaienbär Ernst die ihm gebührende Zuneigung des Publikums. DW
Mehr Bilder vom Eisbären
welt.de/knut
Geben Sie WELT ONLINE +1
-
-
-
-
-
Hilfe