Katzentötung: Neue Vorwürfe gegen Berliner Zoo-Direktor - Nachrichten Regionales - Berlin - WELT ONLINE

Anmelden | 29. September 2011, 04:16 Uhr

Katzentötung

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Neue Vorwürfe gegen Berliner Zoo-Direktor

Ein neues Gutachten belastet Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz. Die Tötung verwilderter Kätzchen war nach Ansicht des Leiters des Instituts für Tierschutz der Freien Universität, Jörg Luy, unverhältnismäßig. Das Töten eines Tieres ohne Grund und in nicht tierschutzgerechter Weise wird laut Gesetz als Straftat geahndet.

Der Streit um Missstände im Zoologischen Garten und Tierpark Berlin eskaliert. Die Tötung verwilderter Kätzchen durch Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz im Jahr 1991 war nach Ansicht des Leiters des Instituts für Tierschutz und Tierverhalten der Freien Universität, Jörg Luy, „mit Sicherheit unverhältnismäßig“.

Zoo-Streit in Berlin weitet sich aus
Foto: DPA Zoo-Chef Bernhard Blaszkiewitz unter Druck: Gegen ihn werden neue Vorwürfe erhoben


In seiner der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Analyse für eine parlamentarische Anhörung von Blaszkiewitz an diesem Montag äußert Luy den Verdacht einer Straftat wegen „Tötung ohne vernünftigen Grund“ und eine Ordnungswidrigkeit „wegen Tötung in nicht tierschutzgerechter Weise“. Tierschutzbund-Präsident Wolfgang Apel forderte den Rücktritt von Blaszkiewitz.


Im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz im Abgeordnetenhaus erklärte Apel am Samstag: „Wer Katzen das Genick bricht und Füchse auf seinem Tierparkgelände abschießen lässt, ist als Zoo- und Tierparkdirektor nicht länger tragbar.“ Ein Rücktritt des Zoo-Direktors sei aus Sicht der Tierschützer „unausweichlich und längst überfällig“. Blaszkiewitz hatte die eigenhändige Tötung von vier Kätzchen durch nach seinen Angaben „artgerechten Genickbruch“ öffentlich bestätigt, weitere Vorwürfe gegen ihn aber zurückgewiesen und von einer „persönlichen Kampagne“ gegen ihn gesprochen.


Die Grünen-Abgeordnete Claudia Hämmerling hatte in der Woche vor Ostern bei der Staatsanwalt Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erhoben. Hunderte von überzähligen Tieren seien aus den Zoos verschwunden. Das Schicksal einer Kragenbärenfamilie sei ebenso ungeklärt wie das von zahlreichen Tigern, die nach China geliefert worden sind und dort zu Potenzmitteln verarbeitet worden sein sollen.

Streit um Karpfen-Fütterung geht weiter

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Auch im aktuellen Streitfall um die Lebendverfütterung von zehn Karpfen im Wassergraben des Geheges von Eisbär-Liebling Knut im Zoologischen Garten kommt der vom Ausschuss um eine Stellungnahme gebetene Experte Luy zu einem kritischen Ergebnis. Lebende Wirbeltiere „dürfen grundsätzlich nicht verfüttert werden“, hält Luy fest, der in Deutschland die einzige Professur für Tierschutz und Ethik am Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin ausübt. Hier scheine aber wohl eher Fahrlässigkeit der Vorwurf zu sein. Tierpfleger hatten die Fische ausgesetzt, die allesamt ein Opfer von Knut wurden. Luy spricht mit Bezug auf andere Fälle aber ebenfalls von einem Straftatbestand und schließt mit dem Hinweis: „Dass ein Eisbär die Fische fangen würde, war zu erwarten.“

Zur Tötung der Kätzchen, welche Blaszkiewitz in Interviews mit der Gefährdung durch Tieren und Tierpark-Besuchern durch mögliche Krankheitsübertragungen begründete, schreibt Luy, dass dies „sowohl dem Moralempfinden der Bevölkerungsmehrheit als auch dem Tierschutzgesetz zuwiderlief“. Die Tiere hätten an das Tierheim abgegeben werden können. Und selbst, so Luy, „wenn ein vernünftiger, das heißt ethisch rechtfertigender Grund vorgebracht werden könnte, wäre eine tierärztliche Euthanasie unter Betäubung möglich gewesen“.

Neben Luy und Blaszkiewitz, der nach Angaben seines Sprecher Detlef Untermann im Ausschuss Rede und Antwort stehen werde, ist von den Parlamentariern noch Thomas Ziolko als Vorsitzender der Gemeinschaft der Förderer von Tierpark und Zoo eingeladen. Ziolko verteidigt in seiner vorab eingereichten Stellungnahme ausdrücklich die Arbeit und Verdienste von Blaszkiewitz und verweist auf die „enormen Leistungen“ von mehr als 500 Mitarbeitern. Ziolko schreibt, „Unterstellungen und Teilwahrheiten, die bereits in der Vergangenheit geklärt worden sind“ seien wenig hilfreich und würden das Ansehen der Hauptstadtzoos schädigen.

dpa/mim

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