In einer riesigen Aktion war der von Wilderern verletzte Jungvogel aus einem Artenschutzprogramm von Malta nach Deutschland gebracht worden. Sigmar wurde in der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin behandelt. Doch jetzt mussten die Ärzte den Schreiadler einschläfern.
Wilderer hatten den Jungvogel auf seinem Zug nach Süden über der Mittelmeerinsel Malta angeschossen. Sigmar war eines von zehn Jungen eines Artenschutzprogramms, die in der Uckermark (Brandenburg) von Menschenhand aufgezogen worden waren und deshalb überlebten. Denn in ganz Deutschland gibt es nur noch etwa 100 dieser Tiere. Schreiadler brüten meist ohnehin nur zwei Eier aus, dazu tötet das stärkere Junge dann auch noch das schwächere.
Im Alter von knapp drei Monaten war Sigmar im September 2007 auf seinem Zug nach Afrika von illegalen Vogeljägern über Malta angeschossen worden. Eine Spaziergängerin hatte den verletzten Vogel gefunden und die maltesische Umweltpolizei gerufen, die Sigmar in eine Pflegestation des örtlichen Tierschutzvereins brachte. In einer aufsehenerregenden Aktion wurde der Jungvogel per Flugzeug nach Deutschland gebracht und in der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin mehrmals operiert.
In Sigmars Körper steckten insgesamt sechs Schrotprojektile. Die Kugeln hatten das Schienbein des jungen Adlers zersplittert, außerdem war der Mittelfußknochen gebrochen. Zwei Monate wurde der Vogel behandelt. Nachdem er sich zunächst gut von der Operation erholt hatte, hatte sich sein Zustand seit Anfang der Woche wieder verschlechtert. Am Donnerstag musste er nun eigeschläfert werden. Das veterinärmedizinische Team um Prof. Leo Brunnberg hatte sich zu dem Schritt entschlossen, nachdem Sigmar auch zwei Monate nach der Operation am verletzten Bein die volle Funktionsfähigkeit seiner Zehen nicht wiedererlangt hatte.
„Wir haben im Sinne des Tieres gehandelt“, begründet die behandelnde Veterinärmedizinerin Kerstin Müller die Entscheidung. Der Schreiadler habe seit Dienstag wieder unter Schmerzen gelitten. Das Röntgenbild habe gezeigt, dass die Infektion im Schienbeinknochen trotz wochenlanger antibiotischer Behandlung nicht vollständig abgeklungen war. Bei der am Donnerstag unter Narkose vorgenommenen Entfernung der Anfang Oktober eingesetzten Implantate wurde zudem deutlich, dass ein großes Knochenstück im Schienbein des Tieres abgestorben und die Fraktur nach wie vor nicht stabil war.
Sigmar wird nun präpariert und im Potsdamer Naturkundemuseum ausgestellt werden.
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