Bilanz: Der Zoo ist die Nummer eins bei Besuchern - Nachrichten Regionales - Berlin - WELT ONLINE

Anmelden | 28. September 2011, 23:09 Uhr

Bilanz

Drucken Bewerten 07.11.2007

Der Zoo ist die Nummer eins bei Besuchern

Der Zoo Berlin ist der älteste und artenreichste Zoo Deutschlands – und mit Eisbären-Nachwuchs Knut auch der populärste. Erstmals richtet das Haus eine Tagung für kaufmännische Direktoren deutschsprachiger Zoos aus. Darüber sprach mit dem Gastgeber Gerald R. Uhlich, Vorstand und kaufmännischer Direktor des Berliner Zoos, WELT ONLINE-Redakteurin Tanja Laninger.

WELT ONLINE: Herr Uhlich, Sie dürften einer der glücklichsten Direktoren Deutschlands sein. Denn der Zoo rechnet in diesem Jahr mit mehr als drei Millionen Besuchern – ein Rekord in der 163-jährigen Geschichte des Hauses.

Eisbär Knut
Foto: pa/dpa Mit dem Eisbären Knut hat sich für den Zoologischen Garten ein ganz neues Feld aufgetan: die Entwicklung und Pflege einer Marke

Gerald R. Uhlich: Wir haben viel erreicht. Als ich vor drei Jahren einem Berliner Taxifahrer sagte, ich will zum Zoo, hat er mich am Bahnhof abgesetzt. Heute hält er direkt vor dem Zoo. Die Entwicklung ist außergewöhnlich gut und das vor dem Hintergrund, dass wir die Umsatzerlöse schon im Jahr 2006 um 13 Prozent auf 12,2 Millionen Euro gesteigert hatten. Im laufenden Jahr werden wir das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Zoos schreiben.

WELT ONLINE: Wie drückt sich das in Zahlen aus?

Uhlich: Wir sind die Nummer eins in Berlin. Weder Museumsinsel noch Philharmonie – keine andere kostenpflichtige Einrichtung zieht so viele Besucher an. Vergangenes Jahr haben wir 1,6 Millionen Tickets verkauft, bislang sind es sogar 30 bis 40 Prozent mehr – und das Wetter war schlechter. Aber wir hatten Knut.

WELT ONLINE: Knut könnte mit etwa einer halben Millionen zusätzlich verkaufter Tickets zu einem Durchschnittspreis von acht Euro ein Einnahmeplus von vier Millionen Euro bringen? Dazu kämen Erträge aus Lizenzverträgen.

Anzeige

Uhlich: Die Erträge aus Lizenzen erhalten wir teilweise erst Monate nach Vertragsabschluss. Im Übrigen kommentiere ich keine Zahlen. Der Geschäftsbericht liegt erst zum Jahresende vor.

WELT ONLINE: Woran verdient so ein Zoo?

Uhlich: Eintrittseinnahmen von Besuchern sind der größte Bereich. Hinzu kommen fast ein Drittel unserer Einnahmen aus Spenden, Nachlässen und Patenschaften. Auf dieses freiwillige Engagement können wir nicht verzichten, weil wir immer Geld für Investitionen brauchen.

WELT ONLINE: Hat Knut die Spielregeln geändert?

Uhlich: Mit Knut hat sich für uns und in der Folge für andere Zoos – wie Stuttgart, wo das Gorillababy Mary Zwo auch als Steiff-Stofftier zu haben ist – ein ganz neues Feld aufgetan: die Entwicklung und Pflege einer Marke.

WELT ONLINE: Ist Knut noch attraktiv? Die Besucherschlange vor dem Gehege ist kürzer geworden.

Uhlich: Es ist längst nicht zu Ende mit der Attraktivität von Knut und den Marken. Natürlich war dieses Jahr ein Ausnahmejahr, der Knut-als-Jungtier-Effekt lässt sich nicht wiederholen. Aber was die Marke betrifft, rechnen wir mit einer Weiterentwicklung und mit stabilen Verkaufszahlen.

WELT ONLINE: Wie erreichen Sie das, ohne die Marke zu verramschen? Sie haben schon mehr als 30 Lizenznehmer.

Uhlich: Wir wählen unsere Partner genau aus. So haben wir es abgelehnt, Knut auf einer Wärmeflasche zu verkaufen. Außerdem haben wir die zweite Marke „Respect Habitats. Knut“ angemeldet. Wir wollen das Image des Zoos steigern und treten für den Schutz der Lebensräume ein. So gibt es eine Kommode von Möbel Höffner aus nachhaltig produziertem Holz. Und es geht weiter: Derzeit wird ein Dokumentarfilm gedreht, der zur Berlinale eingereicht wurde. 2009 kommt möglicherweise ein computeranimierter Knut-Film ins Kino, so wie Nemo oder Garfield.

WELT ONLINE: Wird Knut Thema der Tagung?

Uhlich: Ich werde ihn im Eröffnungsvortrag erwähnen. Die Tagung aber hat mehrere Schwerpunkte, so berichte ich über unser Ticketing-System. Am zweiten Tagungstag tauschen wir uns über Marketingcontrolling aus – also welche Absatzfördermaßnahmen wirken.

WELT ONLINE: Was bringt denn was?

Uhlich: Beim Zoo stellen Touristen mehr als 65 Prozent der Gesamtbesucherzahl. Also lohnt es nicht, eine Woche stadtweit eine Kampagne zu fahren, sondern wir müssen permanent Präsenz an allen touristisch interessanten Orten zeigen. Das gilt in Berlin wie im Ausland. Wir wollen Städtereisende bewegen, zu uns zu kommen. Dazu suchen wir Kooperationspartner. Der Tierpark lebt von Tagestouristen aus dem lokalen Einzugsbereich.

WELT ONLINE: Sie entwickeln unterschiedliche Konzepte – wie sehen die aus?

Uhlich: Der Rahmen steht, die Detailpläne werden im Sommer 2008 fertig. Zielgruppe im Tierpark sind Familien, denn dort verfügen wir über Parkplätze. Die Verweildauer liegt derzeit bei circa fünf Stunden. Das wollen wir auf den ganzen Tag erhöhen. Dann reisen die Leute auch von weiter her an. Im Moment liegt die Anfahrtszeit im Schnitt zwischen 45 Minuten und 75 Minuten. Wir wollen aber auch Zielgruppen über Brandenburg hinaus – das ist nämlich zu dünn besiedelt – erreichen, im Westen und Südwesten.

WELT ONLINE: Was wollen Sie den Leuten bieten, damit sie den ganzen Tag im Tierpark bleiben – spektakuläre Fahrten auf Eisschollen, wie es der Zoo Gelsenkirchen macht?

Uhlich: Nein. Wir setzen auf Thematisierung der Landschaft. Und zum Beispiel auf die Gastronomie, die Küche soll sich regional den Herkunftsgebieten der Tiere anpassen. Außerdem hat der Tierpark so viel Fläche wie kein anderer Zoo in Europa, das ist ideal zur Haltung von Herdentieren.

WELT ONLINE: Planen Sie Safaris?

Uhlich: Kein Bus, kein Jeep, vielleicht nicht mal mehr die Bimmelbahn! Wir wollen weder Vergnügungsparks noch spektakuläre Shows, sondern verfolgen das klassische Zookonzept ohne sichtbare Technisierung. Man muss zu Fuß durch das Gelände, um die Tiere zu entdecken.

WELT ONLINE: Und im Zoo?

Uhlich: Dort steht Architektur im Vordergrund. Wir stärken die historische Idee der europäischen Kulturlandschaft im Sinne Lennés. Die Besucher flanieren auf gepflasterten Wegen. Dazu bauen wir Tierhäuser, die typisch für die Herkunftsregion sind. Das wird kein Retrostil, sondern modern. Ich kann mir sogar einen Nachbau des „Burj al-Arab“ vorstellen, dem Wahrzeichen der emiratischen Stadt Dubai.

WELT ONLINE: Was halten Sie vom künftigen Riesenrad auf früherem Zoogelände?

Uhlich: Ich sehe das als Chance, Touristen länger an die City-West zu binden. Bisher verbringen sie hier im Schnitt nur einen halben Tag. Damit dieser Effekt eintritt und wir uns nicht etwa gegenseitig Kunden abziehen, wollen wir gemeinsam mit der Great Wheel GmbH und anderen Partnern unsere Region vermarkten. Mein Ziel ist zudem, die Menschen von der Straße des 17. Juni durch den Tiergarten zu uns zu locken. Wir sind fußläufig gut zu erreichen – aber die wenigsten wissen das.


Sie wollen auf dem Laufenden bleiben?
Bestellen Sie hier die Newsletter von
WELT ONLINE und bleiben Sie ab sofort informiert!
 
Anzeige
Verivox
Anzeige
|

Videos


Anzeige
WELT Golfclub
Anzeige
Anzeige
Apps der WELT-Gruppe

Geben Sie WELT ONLINE +1

LOKALES

Regionale
Nachrichten
und Services

Wählen Sie rechts Ihre
Stadt auf der Karte

Anzeige
JOB FINDEN

GEBRAUCHTWAGEN

IMMOBILIEN

Bitte warten...