Zoo: Knut genervt - die Freunde fehlen ihm - Nachrichten Regionales - Berlin - WELT ONLINE

Anmelden | 27. September 2011, 08:12 Uhr

Zoo

Drucken Bewerten Autor: Sylke Heun| 09.07.2007

Knut genervt - die Freunde fehlen ihm

Teenager Knut wird langsam erwachsen. Und das kann ganz schön langweilig sein. Keine Show, kein Nuckeln und auch keine Badespiele - ein Eisbär auf Entzug.

Das war zuviel für Knut. Einen ganzen Tag allein auf der Anlage. Weder holte ihn jemand zu den gewohnten Spielstunden ab, noch kam einer zum Kuscheln vorbei. Und dann auch noch massenweise laute, kleine Fans vor dem Gehege, weil in vielen Schulen die zwei letzten Tage vor den Ferien gern für einen Ausflug in den Zoo genutzt werden. Die Folge: Knut entzog sich Montagvormittag dem Rummel. Steckte nur ab und zu die schwarze Nase aus der Höhle, zuckte beim kollektiven „Da ist er“-Schrei aber wieder zurück und suchte die Einsamkeit.

Eisbär Knut allein im Gehege
Foto: DPA Ein Eisbär allein Zuhaus: Knut scheint alles doof zu finden - kein Spielen, kein Kuscheln, kein Dörflein...

Die Knut-Show ist zu Ende

„Es ist für ihn noch ein bisschen ungewohnt, aber der kleine Bär wird das schaffen.“ Zoo-Kurator Heiner Klös war zuversichtlich, dass der Eisbär den plötzlichen Bruch in seinem Alltag – am Montag war der erste Tag ohne die zwei Knut-Shows – ohne Probleme schnell verkraften wird. Die eine oder andere solcher Gelegenheiten hatte es wegen eines freien Tages von Ziehvater Thomas Dörflein ja ohnehin schon gegeben. Aber jetzt wird es ernst. Auf Anordnung von Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz ist nach 108 Showtagen Schluss mit dem öffentlichen Spielen und Baden.

"Sein Kontakt zu den Menschen bleibt erhalten“, sagte Heiner Klös, eine Trennung werde nur langfristig erfolgen. Knut wird auch in Zukunft regelmäßig zum Füttern oder Spielen auf den Hof des Bärenreviers gelassen. Vor allem, wenn Thomas Dörflein Dienst hat. „Auf ihn hört er noch, sonst aber auf keinen“, sagte Bärenpfleger Markus Röbke, der am Montag Dienst hatte. Und weil das so ist, holte er Knut auch nicht zum gewohnten Handnuckeln auf den Hof. Markus Röbke: „Er hat mit fast 50 Kilogramm genug Kraft, um einem die Hand zu brechen.“

"Ich kann nichts sehen!"

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So viel Veränderung. Das war hart für Knut, aber auch für viele Besucher, denn nur mit Glück erhaschten sie am Montag einen Blick auf den weißen Bären. Manche waren enttäuscht, weil das Absetzen der Show so plötzlich und unangekündigt geschehen war, dass sie keine Gelegenheit mehr zu einem letzten Besuch hatten. Und weil es vor dem deutlich kleineren Gehege nun auch keine Kinderzone mehr gibt, liefen viele kleine Besucher unzufrieden hinter dem dichten Gedränge hin und her. Einer maulte: „Ich kann gar nichts sehen, die Großen lassen mich nicht durch.“ Und eine Mutter sagte: „Das hier wird ab jetzt bestimmt eine wilde Ecke.“

Warum kommt er denn nicht raus? Alina (10) aus Wilmersdorf hatte sich zwar auf einen Stein gestellt, konnte aber trotzdem nichts sehen. „Er ist einsam, er kennt das nicht und deshalb hat er vielleicht Angst“, versuchte ihre Mutter Birgit Sänger zu erklären. Nur wenige Meter weiter erinnert sich Julien (8) aus Wedding noch an seinen ersten Besuch bei Knut: „Da hat er mit dem Tierpfleger gerauft, das war toll.“ Da war der Eisbär aber auch noch viel kleiner. „Mit fast 50 Kilogramm wird das Spielen mit ihm doch bestimmt langsam gefährlich“, sagte Juliens Mutter Simone Eichhorn. Marieke Lorenz (17) und Stefan Jülich (21) aus Marburg in Hessen standen unschlüssig hinter der drängelnden Masse. „Das wird wohl nichts“, sagte Marieke, die extra wegen Knut gekommen war. Beide beschlossen, es etwas später noch mal zu versuchen.

Und dann gibt es noch Ernst

"Die Knut-Show war eine schöne und willkommene Werbung für Berlin“, sagte BTM-Sprecherin Natascha Kompatzki, aber es sei von Anfang an klar gewesen, dass diese Zeit irgendwann ein Ende haben würde. Auch Zoo-Kurator Heiner Klös warb um Verständnis: „Es ist jetzt bei Knut so wie bei vielen Tieren im Zoo, bei denen man sich Zeit nehmen muss, um sie zu sehen.“ Manchmal viel Zeit, denn jedes Tier bekommt eine Rückzugsmöglichkeit. Für Knut ist das eine uneinsehbare Schlafhöhle, und die nutzte er Montagvormittag – abgesehen von einem Bad kurz vor 12 Uhr.

Knut genervt, mancher Besucher enttäuscht, nur einer fand den Rummel an der Eisbärenanlage prima. Malaienbär Ernst, nur drei Wochen älter als Knut, kletterte im Nachbargehege auf einem Baum, machte es sich gemütlich, beobachtete die vielen Menschen und staubte dabei auch mal ein „Oh, ist der niedlich“ ab.


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