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Löhleins Tierleben Jaguar Panthera onca |
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Verbreitung: |
tropisches Süd- und Mittelamerika |
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| Systematik: | Raubtiere, Katzen | |||
| Lebensraum: | häufig wasserreiche Gebiete wie Sumpfgebiete oder Regenwald | |||
| Nahrung: | Wirbeltiere aller Größen | |||
| Besonderheiten: | kraftvolle,stämmige Katze; gefleckt oder schwarz gefärbt | |||
| Trächtigkeitsdauer: | 93 bis105 Tage | |||
| Jungtiere: | 1 bis 4 | |||
| Höchstalter: | bis 22 Jahre | |||
| Körpergewicht: | 36 bis 115 kg | |||
| Kopf-Rumpf-Länge: | 110 bis 185 cm | |||
| Lebensweise: | solitär | |||
| Feinde: | keine | |||
| Gefährdung: | Lebensraumzerstörung, Bejagung | |||
| Bestand: | selten | |||
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Von den Großkatzen ist uns die Lebensweise des Jaguars am wenigsten vertraut. Zahlreiche Tierfilme haben über das Leben von Löwe, Tiger und Leopard berichtet und nicht wenige Menschen waren sogar schon in einem afrikanischen Nationalpark. Doch selbst wer schon einmal in Süd- oder Mittelamerika war, wird kaum einmal einen Jaguar zu Gesicht bekommen haben. Denn er lebt in geringer Populationsdichte in der dichten Vegetation des Regenwaldes, der Sumpf- und Überschwemmungsgebiete sowie in den Dickichten entlang von Flüssen und Seen. |
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Unsere heutigen Kenntnisse über das Verhalten des freilebenden Jaguars stammen vor allem von Individuen mit einem Senderhalsband, denen Wissenschaftler gefolgt sind. Dennoch sind die Kenntnisse lückenhaft, denn Jaguare kann man nur schwer fangen,um ihnen ein Senderhalsband anzulegen. Inzwischen ist dieses Problem jedoch deutlich einfacher geworden, da moderne Narkosewaffen und Narkotika zur Verfügung stehen. Besonderen Anteil an der Entwicklung der schonenden Distanzimmobilisation von Wildtieren haben die wissenschaftlich geleiteten Zoos und die afrikanischen Wildparks. So wurden gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten mehrere Medikamentenmixturen wie z.B. die Hellabrunner Mischung entwickelt, mit denen Jaguare oder andere Wildtiere mit einem kleinen Narkosepfeil aus dem Blasrohr oder Blasrohrgewehr in Minutenschnelle in einen narkoseähnlichen Zustand versetzt werden können. So werden z.B. Jaguare in Ecuador mit Equipment und Know-How aus Hellabrunn immobilisiert, wenn sie in andere Gebiete umgesiedelt werden. Dies ist ein typisches Beispiel für die immer enger werdende Verzahnung von Wissenschaft und Naturschutz in Zoos und in der freien Natur, wie sie von der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie gefordert wird.Denn einerseits ergeben Wissenschaft und Arterhaltung in den Zoos wenig Sinn, wenn nicht auch Naturschutz vor Ort angestrebt und durchgeführt wird. Andererseits profitiert der in-situ-Naturschutz von der Forschung, der Aufklärungsarbeit, der Arterhaltung und auch den Spenden, die aus den wissenschaftlich geleiteten Zoos kommen. Aus diesem Grunde finden Sie auch im „Tierparkfreund “regelmäßig Berichte über Natur-und Artenschutz vor Ort. Doch zurück nach Hellabrunn und zurück ins Hellabrunner Raubtierhaus: Hier leben zwei Jaguare: Die im Februar 1993 in Krefeld geborene, gelfeckte Sally und der drei Monate ältere, schwarz gefärbte Linus. Er kam aus dem Tierpark Berlin-Friedrichsfelde nach Hellabrunn.Gemeinsam mit all den anderen Hellabrunner Raubtieren werden sie von einem 5-köpfigen Tierpflegerteam betreut. Zu dieser Betreuung gehört unter anderem Ausmisten und Säubern der Gehege und Käfige, Futterzubereitung und Fütterung, genaue Beobachtungen des Verhaltens und der Gesundheit sowie die Beschäftigung der Tiere. Viele Großkatzen neigen unter Zoobedingungen dazu, faul zu sein. Und auch der freilebende Jaguarkater, der im Extremfall ein Gebiet von bis zu 168 Quadratkilometer durchstreift, tut dies nur gezwungenermaßen, um Sexualpartner und vor allem ausreichend Beute zu finden.Gerade in bewaldeten Lebensräumen sind dafür beträchtliche Anstrengungen zu unternehmen. Da dies im Zoo nicht nötig ist, verbringen Jaguare einen größeren Teil des Tages mit Dösen und Schlafen als in der Natur. Um keine Langeweile aufkommen zu lassen, sorgen die Tierpfleger für zusätzliche Beschäftigung. So dienen beispielsweise Reifen und Bälle als Spielzeug. Und besonders stark reagieren Sally und Linus auf Geruchsstoffe, die von den Tierpflegern in das Gehege gebracht werden. So erfreuen sich Stöckchen, die mit dem Kot einer fremden Tierart bestrichen wurden großer Aufmerksamkeit. Absoluter Lieblingsgeruch der beiden Jaguare ist aber Lebkuchengewürz. Wenn das im Gehege verstreut wurde, sind die beiden Großkatzen kaum noch zu bremsen. Sie schnuppern und schlecken, wälzen sich und reiben ihren Körper an die duftende Stelle. |
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Die Fütterung ist eine weitere Möglichkeit, die Jaguare zu beschäftigen. Deshalb werden häufig Fleisch mit hohem Knochenanteil oder ganze Tierkörper mit Fell angeboten. Dies fordert die Jaguare deutlich mehr, da Knochen geknackt, Fleisch ausgelöst und Tierkörper gehäutet werden müssen. Besondere Futtervorlieben haben die beiden Hellabrunner Jaguare übrigens nicht. Sowohl Fisch als auch verschiedenste Arten Fleisch vom Eintagsküken bis hin zu Rinder-und Pferdefleisch werden gerne genommen. Pro Tier und Tag etwa 5 bis 6 kg. Ganz ähnlich in der Natur. Auch hier ist das Beutespektrum des Jaguars äußerst vielfältig. Auf seinem Speisezettel steht nahezu jedes Wirbeltier, dessen er habhaft werden kann. Nager, Opossums, Ameisenbären, Affen, Hirsche, Kleinbären, Pekaris, Vögel, Fische, Eidechsen, Kaimane, Skunke und viele mehr. Auch vor Hausrindern macht er nicht halt. Regional kann sich die Zusammensetzung der Nahrung aber je nach Angebot deutlich unterscheiden. So bestand die Nahrung eines Jaguars in Belize zu mehr als der Hälfte aus Gürteltieren im brasilianischen Pantanal vor allem aus Wasserschweinen und Pekaris und im peruanischen Manu-Nationalpark zu über einem Drittel aus Kaimanen und Schildkröten. Mit seinem extrem massiven und stark bemuskelten Gebiss ist der Jaguar in der Lage,jeden Schildkrötenpanzer problemlos zu knacken. Aufgrund dieses Gebisses ist der Jaguar die einzige Großkatze, die ihre Beute regelmäßig dadurch tötet, dass sie den Schädel des Beutetieres mit den Zähnen durchbohrt. Dies gilt insbesondere für große Säugetiere. Fast immer werden die Beutetiere in Wassernähe oder im Wasser erbeutet. Wasserreichtum ist typisch für den Lebensraum des Jaguars, der auch größere Flussarme durchschwimmt. Auch in Hellabrunn steht im Sommer ein Badebecken zur Verfügung, doch wird es von Sally und Linus nur sporadisch genutzt. Anders die im Februar 1999 geborenen Jungtiere. Sie nutzen das Wasserbecken häufig zum Planschen und Baden. Inzwischen wurden sie aber an einen Zoo in der Eiffel abgegeben, da der Platz in Hellabrunn zu eng wurde. ZOOLOGISCHES In seinem wasserreichen Lebensraum übernimmt der Jaguar eine ähnliche ökologische Rolle, wie dies der Tiger in Asien tut. Folgerichtig wird daher von den Einheimischen auch als „el tigre “bezeichnet. Zwar ist er ein guter Kletterer, dennoch ist er ein Bodentier und jagt auch nahezu ausschließlich auf dem Boden. Als Einzelgänger bewohnen sie Reviere, die sich bei den Weibchen gegenseitig überlappen. Die Streifgebiete der Kater überlagern die Streifgebiete der Weibchen und sind um ein Mehrfaches größer. |
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In seinem weiten Verbreitungsgebiet weist der Jaguar große Unterschiede in Größe, Gestalt und Zeichnung auf. Die kleinsten Jaguare sind im nördlichen Teil des Verbreitungsgebietes beheimatet, die größten im beutereichen Pantanal (brasilianisches Überschwemmungsland). Durch fortschreitende Abholzung der Regenwälder wird der Lebensraum des Jaguars rapide kleiner, denn immer größere Flächen werden in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt, auf der Rinder gehalten werden oder Soja in riesigen Monokulturen angebaut wird. Der Anbau von Soja, das hauptsächlich als Viehfutter und nur zu 3%zur Lebensmittelherstellung verwendet wird, nimmt in Südamerika mit den bestehenden und kommenden Beschränkungen von Tiermehlverfütterung in der Landwirtschaft weiter zu. Schon heute nimmt Brasilien Platz Zwei hinter den USA beim weltweiten Export von Soja ein. Auch die Bejagung vor allem durch Viehbesitzer und Fellhändler lässt die Jaguarbestände schrumpfen. Das Überleben des Jaguars hängt also unmittelbar vom Schutze seines Lebensraums ab, der einmalig auf der Welt ist und zu den artenreichsten Biotopen überhaupt zählt.. Dr.Wolfgang Löhlein |
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