Knuts Artgenossen : Nürnberger Eisbärenbabys sind tot

Vermutlich hat das Muttertier Vilma ihren Nachwuchs aufgefressen. Der Zoodirektor hatte vor kurzem angekündigt, der Natur ihren Lauf zu lassen. Es solle keine "Knutmanie" wie in Berlin entstehen. Kritik kam jetzt vom Tierschutzbund.

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Die Babys des Eisbärenweibchens Vilma im Nürnberger Tiergarten sind tot. Die vermutlich zwei Jungtiere seien nicht mehr auffindbar, teilte der Tiergarten mit. Möglicherweise wurden sie von der Mutter gefressen. Ursache für den Tod der Babys sei wahrscheinlich eine Erkrankung, erklärte Zoodirektor Dag Encke. Raubtiere seien bekannt dafür, dass sie ihren Nachwuchs auffressen, wenn die Jungtiere nicht in Ordnung seien oder die Umstände eine erfolgreiche Aufzucht unwahrscheinlich machten.

Dagegen könnte der Nachwuchs des Eisbärenweibchens Vera noch am Leben sein. Beide Eisbärinnen hatten vor einigen Wochen Junge zur Welt gebracht.

Da die Aufzucht nicht gestört werden sollte, hatte bislang niemand die Bruthöhlen betreten. Deshalb ist auch unbekannt, wie viele Jungtiere insgesamt geboren wurden. Aufgrund der Geräusche, die aus den Höhlen drangen, vermutete die Tiergartenleitung, dass jedes der Eisbärenweibchen zwei Babys zur Welt gebracht haben könnte.

Das Muttertier war gut im Futter

Zum ersten Mal seit der Geburt habe sich Vilma heute bemerkbar gemacht, indem sie mit ihren Tatzen am Schieber einer Box gekratzt habe, teilte der Tiergarten mit. Daraufhin habe man sofort entschieden, dass ein vertrauter Tierpfleger nachsehen solle. Er stellte fest, dass keine Jungtiere mehr zu sehen seien. "Das Muttertier zeigte sich sehr nervös, gut im Futter, offensichtlich nicht hungrig", hieß es in der Mitteilung.

"Wir können über die Todesursache bisher nur mutmaßen. Bis zum Morgen war alles ruhig und vollkommen unauffällig", erklärte Encke. Offensichtlich hätten die Jungtiere keinen Hunger gehabt, da man dies anhand anhaltender Rufe hätte hören können. "Wir gehen davon aus, dass Vilma ihre Jungen bis zuletzt vorbildlich versorgt hat", betonte Encke.

Ein Jungtier des Eisbärenweibchens Vera war nach Angaben des Tiergartens dagegen zumindest am Sonntag noch am Leben und bei bester Gesundheit. Das Baby sei mit seiner Mutter von einem Besucher am Höhleneingang gesehen und sogar fotografiert worden. Die Tiergartenleitung hatte gegen Kritik daran festgehalten, nicht in die Aufzucht einzugreifen und die Babys eher sterben zu lassen, als sie mit der Flasche großzuziehen, wie dies mit dem Berliner Eisbären "Knut" geschehen war.

Kritik vom Tierschutzbund

Der Tierschutzbund Bayern wirft dem Nürnberger Zoo die Verletzung der Fürsorgepflicht vor. "Man kann Eisbären nicht in eine künstliche Umgebung verfrachten und dann so tun, als befänden sie sich in freier Natur", sagte Präsident Berthold Merkel.

Nach Merkels Ansicht bestand dagegen eine Pflicht zur Intervention. "Sie wurde sträflich verletzt", sagte er. "Notfalls muss man eingreifen." Die Tiergartenleitung hätte kontrollieren müssen, ob es den Eisbärinnen und ihren Jungen gut gehe. Der Tierschutzpräsident forderte den Nürnberger Tiergarten auf, künftig auf die Nachzucht von Eisbären zu verzichten. "Eisbären haben im Zoo nichts verloren", sagte er. "Sie können dort nicht artgerecht gehalten werden."(mpr/dpa)

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