Kontrapunkt : Lasst die Bären in Berlin!

Dort, wo heute Maxi und Schnute leben, siedelten einst die ersten Berliner. - Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Schnute und Maxi leben seit Jahren gemeinsam in der Rungestraße, aber jetzt sollen sie ausgewiesen werden. Lorenz Maroldt wünscht sich im "Kontrapunkt", dass die Stadtbären am Köllnischen Park bleiben dürfen und dafür endlich gegen wirkliche Tierquälerei vorgegangen wird.

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Zum Fest ein Wunsch in eigener Sache: Ich möchte, dass Maxi und Schnute Berliner bleiben dürfen! Die Beiden leben seit vielen Jahren gemeinsam in der Rungestraße, aber jetzt sollen sie ausgewiesen werden, angeblich ist’s nur zu ihrem Besten. Okay, ihre Hütte ist ein bisschen klein, der Garten auch, aber immerhin, sie haben einen, sogar mit Swimmingpool! Wer kann das schon von sich behaupten in dieser exquisiten Lage, ruhig, zentral, gesucht. Oft kommt Besuch, eine nette Haushälterin haben sie auch, nur Tilo fehlt ihnen ein bisschen, aber der ist nun mal vor drei Jahren gestorben, an Lymphknotenkrebs.

Schnute, im zarten Alter von sechs Monaten in die Stadt gekommen, ist Berlins Stadtbärin, Maxi ihre Tochter, kam hier, am Köllnischen Park, vor fast fünfundzwanzig Jahren auf die Welt.

Aber jetzt sollen sie weg, fordert der Tierschutzbeauftragte des Berliner Senats, Klaus Lüdcke. Es will sie an die Müritz verfrachten, das sei artgerechter, sagt er. Aha. Vor siebzig Jahren wurde das Gehege in der Rungestraße eröffnet, damals lebten dort vier Bären. Später waren es dann drei. Seit Tilo tot ist, sind es noch zwei. Logisch, da wird der Platz langsam knapp. Bloß gut, dass jemand das aber auch so was von sofort bemerkt hat.

Dort, wo heute Maxi und Schnute leben, gab es schon vor Urzeiten ein Bärenlager, und hier, direkt an der Spree, neben den Bären, siedelten auch die ersten Berliner. Seit dem 22. März 1280 ist der Bär das Siegeltier der Stadt; der Braunbär, wohlgemerkt. Jüngere Generationen halten wahrscheinlich Knut für den Stadtbären, aber, bitte: der ist weiß und lässt sich ja sogar von Frauen verhauen.

Mich verbindet zweierlei mit den Stadtbären: Ich habe auch am 22. März Geburtstag, und ich wohne gleich um die Ecke. Morgens, auf dem Weg zur Arbeit, komme ich bei Maxi und Schnute vorbei, hebe freundlich grüßend meine Tatze, und manchmal brummen sie zurück, so als wollten sie sagen: 'Hättste dir ja och mal vanünftich die Haare zurechtlejen können', oder: 'Stör ma nich bei de Morjentoalette, Alter'; so wie echte Berliner eben.

So, und was sollen die jetzt da oben in MeckPom? Auf’m Dorf? Was ist denn daran artgerecht, einen Berliner nach Jottweedee zu verschicken? Ich glaube, der oberste Berliner Tierschützer scheitert am Großen und rächt sich am Kleinen. So wie schon bei seinem Kreuzzug gegen den Kreuzberger Kinderbauernhof. Da ist auch nicht alles schön, stimmt schon. Aber die Tiere dort leben immerhin.

Welche bewegende, in Erinnerung gebliebene Rede hat Lüdcke zur industriellen Fleischproduktion gehalten, dieser staatlich legitimierten, vollverseuchten Tierquälerei? So lange die Leute ungestört von Lüdcke Billigformfleisch von armen Schweinen in sich reinstopfen, soll er Maxi und Schnute lieber mal friedlich mit ihrem Alufässchen spielen lassen, und zwar in 10179 Berlin, Rungestraße, am Köllnischen Park, Märkisches Museum, wo schon die ersten Berliner Bären waren. Das ist vielleicht nicht beste Ort der Welt, aber ganz bestimmt auch nicht der schlechteste.

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