Grenzach-Wyhlen/Nürnberg -30.08.2008
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Ersatz-Mama für Eisbär-Baby Flocke [0]
"Frau Steffi, was macht Flocke?" Wenn Stefanie Krüger durch den Nürnberger Tiergarten läuft, wird sie von allen Seiten angesprochen. Die Besucher kennen die Tierpflegerin mit den rötlichen Haaren - schließlich spielt sie seit mehr als einem halben Jahr Ersatz-Mama für das berühmteste Tier im Zoo: Eisbärbaby Flocke.
Flocke, die junge Eisbärin im Tiergarten Nürnberg spielt in ihrem Freigehege mit Tierpflegerin Stefanie Krüger.
Grenzach-Wyhlen/Nürnberg - Stefanie Krüger stammt aus Grenzach-Wyhlen und hat ihre ersten Zoo-Erfahrungen im Basler Zolli gemacht. "Die Flusspferde waren meine Lieblingstiere, schade, dass es die hier nicht gibt", meint die 27-Jährige und lacht. Seit nunmehr zehn Jahren arbeitet sie im 63 Hektar großen Nürnberger Tiergarten und fühlt sich hier jetzt sehr wohl. Flocke kam im Dezember letzten Jahres zur Welt. Seit fest stand, dass das Muttertier "Eisbär Vera" sie ablehnt, hat sich Stefanie Krügers Leben verändert. Als eine von vier Pflegerinnen und Pflegern wurde sie mit der Handaufzucht des Eisbär-Babys betraut. Der Trubel ging los. "Am Anfang musste ich viele Nachtschichten schieben und der Medienrummel hat eine Zeit lang gar kein Ende genommen", berichtet sie von den ersten Monaten als Eisbär-Mama. Seit Knut den Berliner Zoo auf den Kopf gestellt hat, ist bekannt, dass Deutschland sich für das Schicksal von Eisbär-Babys interessiert, trotzdem hat mit so einem Aufsehen in Nürnberg keiner gerechnet. "Wir dachten, dass das längst nicht so schlimm wie bei Knut wird, aber wir Pfleger mussten ja sogar Autogrammkarten unterschreiben. Es war verrückt", erzählt die Badenerin kopfschüttelnd. Regelmäßig berichten das ZDF und das Lokalfernsehen von der Aufzucht Flockes, und Stefanie Krüger wird zu einer kleinen Bekanntheit im Nürnberger Tiergarten. Das ist ihr anfangs regelrecht unangenehm: "Bei Flockes ersten öffentlichen Auftritten musste ich immer mit nach draußen ins Gehege und alle Blicke waren auf mich gerichtet. Ich hab immer gehofft, dass die Zeit schnell rumgeht", meint Krüger und zupft dabei verlegen ihr blaues Tiergarten-Poloshirt zurecht. Jetzt kann Flocke auch alleine ins Freigehege und Krüger ist von dieser Pflicht erlöst. Doch noch immer dreht sich der Tagesablauf ganz um Flocke. Um halb acht Uhr morgens bringt Krüger dem Eisbären sein Frühstück, bestehend aus Aufzuchtsmilch und Fleisch. "Man merkt, dass sie ein Baby-Bär ist, sie sucht stark den Kontakt wenn ich komme und will mit uns weiblichen Pflegern viel schmusen." Mit den männlichen Kollegen wird eher gerauft - weshalb einer schon nicht mehr zu ihr hinein kann, immerhin wiegt Flocke längst mehr als 50 Kilo. So ein schwerer Bär wirke auf Außenstehende gefährlich, mulmig sei ihr aber noch nie gewesen. "Ich mag alle Tiere und ich hab noch nie Angst vor einem Tier gehabt", erklärt Krüger. Während ihrer Ausbildungszeit habe sie jedoch einmal einen schmerzhaften Tritt von einem Tapir abbekommen. "Aber der wurde gerade operiert", fügt die Tierpflegerin entschuldigend hinzu. Trotzdem wird auch für Stefanie Krüger der Tag kommen, an dem Flocke zu groß und zu gefährlich geworden ist, um weiter mit ihr zu spielen. Diese Trennung wird ihr schwer fallen, glaubt Krügers Lebensgefährte Maik Glorius: "Sie liebt den Bär, auch wenn sie es nicht so zugibt. Sie versucht zwar Abstand zu wahren, damit es nicht so weh tut, aber da macht sie sich was vor." Er besucht Flocke ebenfalls oft. "Flocke war natürlich auch Thema bei uns zu Hause", bestätigt der Computerfachmann. "Die Steffi hat das sehr engagiert aber ganz cool gemacht mit der Flocke", meint Angelika Krüger, Stefanies Mutter. "Das war für sie bestimmt kein Baby, Steffi sieht die Realität." Vom Ruhm ihrer Tochter habe sie in Grenzach-Wyhlen nicht viel mitbekommen, aber die Fernseh-Sendungen über Flocke hat sie nie verpasst. "Meiner Mutter kann ich gar nicht oft genug im Fernsehen sein", meint Krüger. Sie steht vor dem Eisbären-Gehege, um sie herum drängeln sich die Besucher, um einen Blick auf Flocke zu erhaschen, die in einiger Entfernung friedlich in der Sonne schläft. "Wenn ich sie jetzt rufen würde, würde sie mich erkennen", erzählt die Eisbär-Ersatz-Mama stolz. "Wir wussten genau was sie kann, deshalb hat Steffi auch den Job bekommen", merkt Harald Hager, ihr ehemaliger Ausbilder an. Die Gelobte setzt sich in die Sonne. Sie hat jetzt Pause. Die nächste Schmuse-Stunde mit Flocke gibt es erst am Nachmittag.
Die kleine Eisbärin Flocke bleibt Publikumsmagnet. Rund 30 000 Besucher wollten das fünf Monate alte Tier über Pfingsten sehen.
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