Von Svenja Kemper, 06.04.11, 17:03h
Warum bewegte mich Knuts Schicksal dennoch? Auf der einen Seite wohl deshalb, weil ich Tiere liebe und mein ganzes bisheriges Leben lang immer ein Haustier besessen habe. Ein Haustier wird zu einem Wegbegleiter und für manche auch zu einem Freund.
Knut war jedoch nicht mein Haustier. Er war ein Zootier, das ich einmal während eines Berlin-Urlaubs im Jahr 2008 aus der Nähe bewundern durfte. Ich verschoss meinen halben Film am Eisbärengehege, um meinen Eltern und Freunden daheim Knut später in sämtlichen Positionen zeigen zu können: stehend, liegend und auf den Hinterbeinen sitzend.
Ich hatte mich von dem Knut-Virus anstecken lassen, und das zu einer Zeit, als der Eisbär schon gar nicht mehr klein und knuffig war. Auch dann war er immerhin noch das Phänomen Knut, und ihn zu sehen, war, wenn man in Berlin war, ein absolutes Muss.
Allerdings habe ich den berühmten Eisbären schon vorher bestaunt, nämlich auf der Mattscheibe. Nach einem anstrengenden Schultag gab es oft nichts Schöneres, als nachmittags bei einer Zoosendung zu entspannen. Und die Momente, in denen Knut auftrat, waren natürlich die Höhepunkte.
Er erlaubte es mir, den Alltag hinter mir zu lassen und in eine heile Welt einzutauchen. Meine Generation ist mit Tragödien aufgewachsen. Erst kamen die Anschläge auf das World Trade Center, dann der Tsunami in Thailand, der Amoklauf von Erfurt und Winnenden... Ich könnte die Liste noch ewig weiterführen. In so einer Welt freut man sich über eine kleine Idylle wie den Berliner Zoo, in dem die Welt noch in Ordnung zu sein scheint. Knuts Tod hat nun nur leider wieder gezeigt, dass auch sie vor Einbrüchen der bitteren Wirklichkeit nicht geschützt ist. Und das ist das Schockierendste an Knuts Tod.
Schöner Artikel
07.04.2011 | 00.09 Uhr | gast14
Schöner Artikel. Ich empfinde ähnlich wie die Autorin.
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