
„Es besteht ja noch eine zweiprozentige Wahrscheinlichkeit“, sagt er. Im April haben es die Hamburger Deern und der Eisbär richtig krachen lassen. Häufiger als in dem Jahr davor gab es Bärchensex. „Das war eine schöne Paarungszeit, bis sie wunde Füße hatte“, sagt Schöne. Das blieb natürlich nicht unbeobachtet, denn ein Separee haben die beiden Verliebten nicht. Im Gegenteil.
Da es keinen Schwangerschaftstest für Eisbären gibt, ging die Zooleitung der konventionellen Methode nach: Kot sammeln. „Die Pfleger haben zwei bis drei Proben wöchentlich gesammelt, die wir nach Berlin geschickt haben“, sagt Schöne. In dem Kot lässt sich ein Sexualhormon nachweisen. „Wäre Victoria schwanger, dann hätten wir einen erhöhten Wert gehabt“, sagt Schöne weiter.
Anhand eines Urintests lässt sich allerdings auch eine Schwangerschaft bei Eisbären nachweisen, haben Wissenschaftler in den USA herausgefunden. „Wenn im Urin ein erhöhter Wert eines bestimmten Proteins festgestellt wird, ist der Eisbär schwanger“, erklärt Schöne. Dieses Protein ist im Stoffwechsel für den Transport von Kupfer zuständig. „Aber eben auch ein Indikator für Schwangerschaft“, erklärt Schöne.
Schön und gut. Aber wie kommt man an Eisbärenpipi? „Wir haben es mit Auffangbehältern unter dem Ablauf versucht“, erzählt der Tierarzt. Ohne Erfolg. Er kann sich noch daran erinnern, wie er mit einer Kelle hinter Hunden hergelaufen ist, um an Urin zu kommen. „Das wiederhole ich aber nicht bei einer Eisbärin“, sagt er lachend.
Die neue Idee heißt „postive Verstärkung“: Mit viel Geduld soll Victoria per „Kommando“ urinieren. „Das ist wie ein Training und Training ist für die Tiere Spaß“, erläutert Schöne. Immer wenn Victoria Wasser lässt, hört sie vom Pfleger ein Kommando und wird belohnt. Irgendwann wird sie den Hering oder die Makrele mit dem Wort und dem Urinieren in Verbindung bringen.
Zwei Prozent sind für die gute Hoffnung noch übrig. Nicht ganz so viel. Aber trotzdem erfordern diese zwei Prozent anhaltende Vorsichtsmaßnahmen. Eine ist, dass das Liebespaar weiter in getrennten „Schlafzimmern“ bleibt. „Das bleibt so bis ungefähr Ende Januar“, sagt der Zootierarzt. Erst dann hat sich das Kapitel Schwangerschaft für das Jahr 2010 erledigt. „Die meisten Eisbären bekommen ihren Nachwuchs Ende November, Anfang Dezember. Aber eben auch später“, sagt Schöne. Vom Deckakt bis zum Wurf ziehen acht Monate ins Land, wobei die eigentliche Tragzeit nur zwei bis zweieinhalb Monate betragen. „Die befruchteten Eizellen ruhen viele Monate lang“, so Schöne weiter.
Ob aus dem „Zellhaufen“ ein Eisbärenbaby wird, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist, ob die künftige Mutter gut im Futter steht. Victoria hat in den vergangenen Monaten kräftig zugelegt. „Ich schätze 80 bis 90 Kilo“, so Schöne. Erlesenes Rindfleisch und Lebertran bekam die Hamburgerin in den Napf geschlagen. So hat sie sich ein gutes Fettdepot angelegt.
Aber nun ist erst mal wieder Diät angesagt. Und im April hofft der Zoo wieder auf Frühlingsgefühle pur. Damit die beiden sich nicht fremd werden, ist jetzt schon das Schmusegitter zwischen den Schlafzimmern wieder eingesetzt. Zum Näseln reicht es.

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