Hannes Jaenicke
engagiert sich abermals für bedrohte Tiere ("Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären", Di., 08.09., 20.15 Uhr, ZDF)
Hannes Jaenicke hat geschafft, was fast unmöglich ist: eine anspruchsvolle Problemstoff-Doku in der Primetime des ZDF zu platzieren. Und doch hat er Grund, sich zu ärgern, denn exakt zur selben Zeit wie "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für Eisbären", am Dienstag, 08.09., 20.15 Uhr, läuft bei Sat.1 die Komödie "Allein unter Schülern" - mit Jaenicke in der Hauptrolle. Gut, könnte man jetzt sagen, so ist es nicht ausgeschlossen, dass an diesem Abend ingesamt zehn Millionen Menschen, vielleicht mehr, in den Genuss des in Kalifornien lebenden TV-Stars kommen - möge jeder für sich entscheiden, ob Komödie oder Aktivisten-Doku. Aber wer um Jaenickes Engagement weiß, wer in einem seiner Interviews oder Talkshowauftritte erlebt hat, wie leidenschaftlich er gegen Tierquälerei und ökologische Missstände schäumen kann, weiß, dass der 49-Jährige niemals zufrieden sein kann, wenn er sich unfreiwillig selbst Konkurrenz macht. Die Schauspielerei ist sein Beruf, Tierschutz sein Anliegen - wie kann beides direkt gegeneinanderstehen?

"Wir könnten von der Natur so viel lernen, aber aus irgendeinem Grund verweigert das der Mensch": Hannes Jaenicke will sein Publikum wach rütteln.
Bild von: ZDF / Sven Bender
"Ich mache seit 25 Jahren leichte Unterhaltung, mit größtem Vergnügen. Aber jetzt will ich das Fernsehen und seinen Einfluss auch mal nutzen, um etwas zu transportieren, das nicht jeden Tag aufgearbeitet wird", erklärte Hannes Jaenicke vor einem Jahr.
Es galt, auf seine erste große Tierschutz-Doku mit Filmemacherin Judith Adlhoch aufmerksam zu machen. Der ergreifende ZDF-Film über Jaenickes "Einsatz für Orang-Utans" lief damals erst nach 23 Uhr, aber er animierte die Menschen zur Hilfe: Die Zuschauer spendeten im Anschluss an die Sendung am 13. August 2008 über 150.000 Euro, zudem wurden 25.000 Quadratmeter Regenwald zum Schutz der Orang-Utans gekauft und 450 Patenschaften für die rothaarigen Menschenaffen übernommen. Die hoch gelobte Dokumentation konnte 1,04 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm locken. Ein Erfolg. Nun sind die ebenso bedrohten Eisbären an der Reihe - zur Primetime, und man möchte lieber nicht so böswillig denken, dass die wohlwollende Einstufung der Programmplaner auch etwas mit "unserem" Knut im Berliner Zoo zu tun haben könnte.
Jaenicke drehte auch im Tiergarten. Schließlich ist es in einem solchen Film zwingend Thema, dass weltweit hunderte Eisbären in Zoos oder Zirkussen leben - nur noch knapp 25.000 Exemplare gibt es auf dem Planeten. Im Berliner Zoo erlebt Jaenicke Knut als "winkenden Hofnarr, der wenig mit dem majestätischen Raubtier aus der Arktis zu tun hat".
Viel absurder: Für 30.000 Euro kann man ganz legal eine Eisbärenjagd buchen. Auf der größten Jagdmesse Europas stellt Jaenicke die deutschen Jagdveranstalter und Jäger zur Rede. Er wendet sich mit seinem Anliegen auch direkt an Umweltminister Sigmar Gabriel. Am beeindruckendsten sind allerdings die Bilder, die Jaenicke in der Arktis zeigen. Mit dem bekannten Bärenexperten Matthias Breiter begibt sich der Schauspieler auf Tuchfühlung zu einigen wildlebenden Exemplaren.
Hannes Jaenicke ist definitiv nicht noch ein Schauspieler, der sich als Gutmensch geriert und nach sozialen oder ökologischen Meriten trachtet. Sein Engagement ist dafür zu aufwendig, zu nachhaltig, zu ehrlich. "Da ich seit meinen Teenagerjahren Greenpeace-Mitglied bin, lag es auf der Hand, dass ich Umweltthemen aufgreife - und zwar so, dass die Leute nicht vor Langeweile gähnen", erklärt er. "Ich erinnerte mich an das Buch Die Letzten ihrer Art des englischen Schriftstellers Douglas Adams und fragte mich: Warum hat das noch keiner fürs Fernsehen gemacht? Im Moment verschwinden pro Tag zirka 140 Arten von unserem Planeten."
Der Schauspieler weiß selbst am genauesten, dass es ein schwieriger Balanceakt ist, als Jetset-Star ökologisches Engagement zu verkaufen: "Natürlich ein fauler Kompromiss", meint er. "Und ich sage ganz klar, dass ich zu viel fliege, was in meinem Beruf aber nicht zu vermeiden ist." Ansonsten, so Jaenicke, versuche er "schon, so umweltbewusst wie nur möglich zu leben. Das fängt bei den Glühbirnen und beim Wasserkonsum an, ich habe in jeder deutschen Großstadt ein Fahrrad stehen, damit ich mich nicht mit dem Auto fortbewegen muss, zu Hause fahre ich seit Jahren das umweltfreundlichste Fahrzeug am Markt. Ich esse seit 20 Jahren kein Fleisch, recycle alles, was geht, und kaufe umweltverträgliche Produkte."
Mit den Worten "Je älter ich werde, desto wohler fühle ich mich in der nicht zivilisierten Welt" ließ sich Hannes Jaenicke einmal zitieren. Aber geht das im schicken Kalifornien überhaupt? "Absolut", entgegnet der Schauspieler. "Wenn man nur ein bisschen rausfährt, ist man ganz schnell in völlig unberührten Landschaften. In der Sierra Nevada wohnen pro Quadratkilometer 0,6 Menschen. In Kalifornien stößt man wirklich auf einen Spagat zwischen Überzivilisierung und Leben im Einklang mit der Natur. Wenn Sie sich wirklich gesund ernähren und alternativ leben möchten, geht das in den USA besser als an jedem anderen Ort der Welt. Kalifornien und der pazifische Nordwesten sind berühmt für diesen Lifestyle."
Und wie sieht der Lifestyle von Hannes Jaenicke aus? Als "fanatischer Wassersportler" bestehe in seinem Alltag kein Mangel an der Naturerfahrung: "Ich segle, surfe, bin Kyte-Surfer und Windsurfer. Ich lebe am nördlichen Ende von Los Angeles, an der Grenze zu Malibu, da kann man das ganz gut ausleben."
teleschau der Mediendienst

Sie haben etwas sehr Menschliches und Gutmütiges - und das genau ist ihr Verhängnis: Hannes Jaenicke hält einen Orang-Utan. Die Dokumentation über die bedrohten Menschenaffen sorgte im vergangenen Jahr zum Auftakt seiner Reihe für viel Wirbel.
Bild von: ZDF / Sven Bender

Hannes Jaenicke unterwegs im Eis: Das "ewige" Eis wird es wohl bald nicht mehr geben. Pessimistische Prognosen gehen davon aus, dass es bereits in den nächsten zehn Jahren einen eisfreien Nordpol geben wird ...
Bild von: ZDF / Sven Bender

Hannes Jaenicke ist mit Bärenexperte Matthias Breiter unterwegs, um Eisbären aus nächster Nähe zu beobachten. Breiter beobachtet Eisbären fast ausschließlich zu Fuß. Zur Sicherheit hat er immer eine Waffe dabei, hat aber noch nie Gebrauch davon machen müssen. O-Ton: "Mütter mit Jungen sollte man nicht zu nahe kommen. Junge Bären sind sehr neugierig, man kann sie aber durch natürliche Drohgebärden verjagen."
Bild von: ZDF / Sven Bender

"Da ich seit meinen Teenagerjahren Greenpeace-Mitglied bin, lag es auf der Hand, dass ich Umweltthemen aufgreife - und zwar so, dass die Leute nicht vor Langeweile gähnen", erklärt Hannes Jaenicke.
Bild von: ZDF / Sven Bender

In der Sat.1-Komödie "Allein unter Schülern" hat Hannes Jaenicke als Offizier a.D., der in den Lehrberuf einsteigt, mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen.
Bild von: Sat.1 / Gordon Mühle