Im vergangenen Oktober hatte der Kulturausschuss des Stadtrats mit klarer Mehrheit für den Bau von Delfinlagune und Manatihaus gestimmt. Im Gegenzug sollte die Tiergartenverwaltung den «Masterplan» für den Tiergarten aufstellen, in dem vor allem die Themen Elefantenhaltung, Artenschutz und künftige Investitionen geklärt werden.
Laut Tiergartenchef Dag Encke existieren erste Teile des Plans schon.
Elefantenhaltung: Encke zufolge kommen für den Nürnberger Tiergarten in Zukunft nur noch die vom Aussterben bedrohten Asiatischen Elefanten in Frage. Für eine richtige Zuchtgruppe wäre eine eigene Tropenhalle nötig: «Sie müssen im Kontext ihres eigenen Ökosystems aufwachsen.» Für solch eine Halle, die einen dominanten Punkt im Tiergartengelände darstellen würde, müsste ein großes Gebiet Wald im Zoobereich abgeholzt werden.
Doch das Konzept des Tiergartens beruhe vor allem darauf, dass sich die Tiergehege dezent in die natürliche Landschaft integrieren. Außerdem würde die für ein neues Elefantengehege notwendige Abholzung von Bäumen gegen die FFH-Richtlinie («Flora-Fauna-Habitat») der EU verstoßen. Laut dieser ist es nicht gestattet, größere Flächen im Reichswald abzuholzen. In der Richtlinie steht festgeschrieben, dass wirtschaftliche Interessen den naturfachlichen Aspekten unterzuordnen sind. Es werde also «Elefanten nicht um jeden Preis» geben, so Encke.
Artenschutz: Die Förderung des Artenschutzes soll sich auf drei Gebiete erstrecken: Wasser, Wald und Wüste. In Zukunft will der Zoo weiterhin die Meeressäuger Südamerikas fördern. Dazu zählt der Chile-Delfin, die Grundlagenforschung am La-Plata-Delfin und die Einführung eines Meeresschutzgebietes bei Chile, das als letztes großes Sammelgebiet für Blauwale gelte. Die bisherige Förderung der Buckelwale und Riesenotter Ecuadors sei erfolgreich abgeschlossen. Beim Thema «Wald» werde sich der Tiergarten auf die Erhaltung des einheimischen Waldes konzentrieren. Dazu gehöre die größte Sanddüne Frankens. Sie stelle einen wichtigen Lebensraum für Reptilien und Insekten dar.
Den Bereich «Wüste» will Encke noch stärker ins Bewusstsein rücken. Die Auswilderung von Nürnberger Urwildpferden in der Mongolei und Kasachstan, wo sie bereits ausgestorben waren, hat erfolgreich begonnen.
Künftige Investitionen: Ein neues Pavianhaus, der schon laufende Umbau des Raubtierhauses und der Ausbau der WC-Anlagen für Besucher stehen laut Encke hier zur Debatte.
All diese Punkte eines Gesamtplans muss die Zooleitung bei der Sitzung des Kulturausschusses im Juni vorlegen. Encke scheint erleichtert über die Fristverlängerung, die man ihm eingeräumt hat: «Das hat uns etwas Luft gegeben.» Julia Völker/uwo
