Sicherheitshalber stand jedoch am Morgen ein Löschzug der Feuerwehr direkt an der Anlage: Mit dem kräftigen Wasserstrahl hätte man im Falle eines erbitterten, aggressiven Gerangels dazwischengehen können. «Anspritzen mit dem Schlauch mag der russische Bär überhaupt nicht«, erzählt Tiergarten-Vize Helmut Mägdefrau, «das haben uns die Kollegen aus dem Moskauer Zoo berichtet.« Doch die Brandbekämpfer konnten wieder abrücken, ohne erhitzte Bären-Gemüter abkühlen zu müssen.
Mit der Nase gestupst
Im Gegenteil: Flocke war zwar anfangs ein wenig erschrocken über den unerwarteten Besuch. Doch anschließend stupsten die Eisbären die Nasen aneinander, beschnupperten sich und tollten durch das Gehege. Wichtig ist, so die Tiergarten-Leitung, dass sich Flocke gegenüber dem deutlich kräftigeren Eisbären-Männchen respektvoll zeigt. Denn das 165 Kilogramm schwere Raubtier könnte Flocke viel schwerer zusetzen, als es die Nürnberger Handaufzucht im Umgang mit den Pflegern bislang gewohnt ist.
Der russische, noch namenlose Eisbär bleibt etwa ein Jahr am Schmausenbuck und zieht dann in sein endgültiges Zuhause nach Madrid um. Von den Spaniern soll das 14 Monate junge Raubtier auch seinen Namen bekommen. Am 29.Dezember war es aus dem Moskauer Zoo angekommen - allerdings hielt man die beiden durch ein Stallgitter getrennt, um ein allmähliches Kennenlernen zu ermöglichen.
Nachwuchs ist noch kein Thema
Der Tiergarten hofft, dass Flocke mit ihrem Spielgefährten einiges an eisbärtypischen Verhaltensweisen lernt. Die durch die Handaufzucht erfolgte Prägung auf den Menschen soll gering bleiben. Eine Nachzucht ist zwar möglich, aber bei den beiden Jungtieren absolut kein Thema: Eisbären werden erst zwischen drei und fünf Jahren geschlechtsreif.

