Am Freitag Vormittag sahen Tiergartenmitarbeiter über die Überwachungsanlage, dass sich das zweite Jungtier nicht mehr bewegte und auch nicht mehr zu hören war. Vera war unruhiger als sonst und auch ungewöhnlich lange außerhalb der Wurfhöhle im Tiergarten Nürnberg unterwegs. Sie badete und spielte ausgiebig, kein normales Verhalten für eine Eisbärenmutter. Wenig später trug sie ihr letztes Kind im Maul herum. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits tot.
Das Gelände um das Eisbärengehege wurde kurzfristig weiträumig abgesperrt, Hilfe gab es aber keine mehr. Auch noch am Samstag trug Vera ihr totes Baby durch ihr Gehege herum. Man wollte ihr Gelegenheit geben, Abschied zu nehmen, damit sie die gescheiterte Aufzucht abschließen kann.
Eisbären verlassen in freier Wildbahn ihre Wurfhöhle für mehrere Monate nicht, kümmern sich nur um die Pflege der Jungtiere. Bereits bei Flocke stromerte Vera immer wieder durchs Gehege und ließ ihren Nachwuchs alleine. Als sie Anfang des Jahres das noch lebende Jungtier aus der Höhle heraustrug, trennte man Mutter und Kind. Flocke wurde von Hand aufgezogen. Heute tollt sie quicklebendig im Gehege neben Vera herum.
In vielen Zoos werden werdende Eisbärenmütter in der Wurfhöhle eingesperrt, um Ablenkungen zu vermeiden und den natürlichen Verhältnissen nahezukommen. In Nürnberg fällte Tiergartendirektor Dag Encke die nicht unumstrittene Entscheidung, den Schieber des Stalls offenzulassen.
Dazu Encke am Sonntag zu nordbayern.de : "Was wirklich richtig ist, weiß niemand. Es wird immer unterschiedliche Ansichten geben." Es soll jetzt das Ergebnis einer pathologischen Untersuchung zur Todesursache abgewartet werden. Die Körper der beiden Babys konnten am Samstag Abend aus der Höhle geborgen werden, nachdem Vera sich beruhigt hatte. Im Tiergarten vermutet man, die Jungtiere könnten einer Infektion zum Opfer gefallen sein.
Eisbärenjunge sind generell in den ersten Lebensmonaten besonders durch Infektionen gefährdet. Ihnen fehlen die Abwehrkräfte, da sie im ewigen Eis sonst in einer nahezu keimfreien Umgebung aufwachsen.
Wie es weiter geht mit den Eisbären am Schmausenbuck kann Dag Encke noch nicht genau sagen. " Wir wollen es auf jeden Fall noch einmal mit Vera probieren und sie im Frühjahr wieder decken lassen." Dazu würde man gerne den "bewährten" Felix, der zur Zeit in Dänemark ist, zurück nach Nürnberg holen. Allerdings, so Encke, suche man gleichzeitig weiter nach einem geeigneten Partner für Flocke, die noch in der vertrauten Umgebung bleiben solle. "Vier Eisbären in zwei Gehegen, das geht nicht", erklärt der Tiergarten-Direktor, "wir müssen sehen, wie wir das mit dem Management hinkriegen".
Di. 27.09.11
Di. 20.09.11
Fr. 02.09.11
Fr. 26.08.11
Do. 25.08.11