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Der Eisbär als «Botschafter« der Meere

Tiergarten nutzt die Popularität, um auf Probleme des Ökosystems hinzuweisen - 15.01.08

Das Eisbären-Mädchen festigt seine Position als «Medienstar«: Seit vergangener Woche haben rund 400000 Personen die eigens eingerichtete Internet-Seite sowie den Internet-Auftritt des Nürnberger Tiergartens angeklickt.


Tierpflegerin Petra Fritz hält das kleine Eisbaerenbaby. Die kleine Eisbärin hat nach Angaben des Zoos am Dienstag erstmals
die Augen geöffnet
Tierpflegerin Petra Fritz hält das kleine Eisbaerenbaby. Die kleine Eisbärin hat nach Angaben des Zoos am Dienstag erstmals die Augen geöffnet
Foto: Tiergarten Nürnberg

Dort gab es insgesamt zwei Millionen Seitenaufrufe, teilt das städtische Presseamt mit. Die gezeigten Videos über das schlafende, grunzende und trinkende Lebewesen wurden bislang 162000-mal angeklickt. Die Videoplattform YouTube meldet, dass das Eisbär-Video unter den Top 10 der meist gesehenen Videos sei.

Auch über die Namensgebung machen sich viele Menschen Gedanken: Bis gestern gingen 21500 Vorschläge ein, wie das Eisbären-Junge heißen solle. Weitere 450 Karten landeten in der Poststelle der Nürnberger Stadtverwaltung.

Und natürlich gibt es auch heute wieder Neues vom Eisbärchen am Schmausenbuck zu vermelden: Das Tier hat seine beiden Augen ein kleines Stück weit geöffnet. «Momentan schielt es noch ein bisschen«, sagt Stefanie Krüger, die das Team als vierte Pflegekraft ergänzt hat. Wie viel der Tiernachwuchs jetzt schon sieht, kann auch Tiergarten-Veterinär Bernhard Neurohr nicht exakt sagen: «Vermutlich unterscheidet es nur Licht und Schatten.«

Der Arzt ist mit den medizinischen Daten seines tierischen Patienten sehr zufrieden. Er vergisst aber nicht, die Infektionsgefahr zu erwähnen. Nur die Hälfte aller Eisbär-Handaufzuchten würden überleben. Derzeit gebe es aber keinen Grund zur Besorgnis. Tiergarten-Direktor Dag Encke berichtet, dass er noch einmal mit dem Moskauer Zoo telefoniert hatte, um einen etwa gleichaltrigen Spielgefährten für die Nürnberger Mini-Eisbärin zu finden. Doch die Chancen hierfür schätzt er als sehr gering ein.

Der 42-Jährige versucht jetzt, das tapsige Tier als «Botschafter« für seinen ursprünglichen Lebensraum - die Weltmeere - in den Vordergrund zu rücken. Experten befürchten einen Kollaps dieser Ökosysteme bis 2048, so Encke, falls man die Überfischung nicht drastisch reduziert. Am Ende der Nahrungskette der Meere stehe der Eisbär, dessen Bestände durch Vernichtung der Ressourcen ebenfalls sehr schnell verringert werden könnten.

Der Tiergarten unterstützt seit langem den Verein yaqu pacha, der sich um den Schutz der im Wasser lebenden Säugetiere Südamerikas - speziell der Tümmler - kümmert. Die Eisbären zählen zwar keineswegs zu diesen Spezies. Doch yaqu pacha hat die Ausstellung «Deadline« mitinitiiert, die generell auf die Gefährdung aller Weltmeere hinweist. Diese Schau war bereits in Nürnbergs historischem Rathaussaal zu sehen. Jetzt kann «Deadline« auf der Düsseldorfer Messe «Boot« vom 19. bis 28.Januar für mehr Verständnis und Interesse am Zustand der Weltmeere werben. 





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Kurzbeschreibung:
In einem weitläufigen Gelände mit Wald, Wiesen, Weihern und Sandsteinfelsen liegt der Nürnberger Tiergarten. Er gilt als einer der schönsten deutschen Landschaftszoos. Das Delfinarium und der Neubau einer Delfin-Lagune (siehe extra Themenarchiv!) sind allerdings umstritten.