SPD: Wowereits Knut-Diplomatie

Donnerstag, 25.10.2007, 16:00 · von Armin Fuhrer
Wowereit SPD Kanzlerkandidatur Umfrage
ddp Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit
Klaus Wowereit ist ehrgeizig. Am Parteitag muss er sich noch hinter Parteichef Beck einreihen, doch auf internationalem Parkett übt er schon mal: mit knuddeligen Präsenten.
Sie verstehen sich gut, die zwei Männer aus Berlin und Paris. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister der Spree-Metropole, und Bertrand Delanoe, sein Kollege von der Seine, herzen sich und duzen sich, räumen mal einen Termin frei, um den anderen treffen zu können. Und haben immer wieder eine kleine nette Überraschung für ihr Gegenüber parat. So schenkte Wowereit Delanoe bei dessen Besuch in Berlin im September einen Stoff-Knut. Zwei Wochen später, als „Wowi“ zum Tag der deutschen Einheit in seiner Funktion als Kulturbeauftragter an die Seine reiste, gab´s ein überraschendes Wiedersehen mit dem kleinen Eisbären. Beim festlichen Essen im altehrwürdingen Rathaus thronte Knut in der Mitte des langen Tisches zwischen kostbarem Geschirr auf einem kleinen Podest. „Eine niedliche Idee“, schwärmt Woweit. So etwas gefällt dem lebenslustigen Mann aus Berlin.

Möglicher Kandidat für 2013

Durchaus möglich, dass der Sozialist von der Seine und der Sozialdemokrat von der Spree, bei ihren Treffen auch mal über den Zustand ihrer Parteien auf nationaler Ebene reden. Da gibt es einige Gemeinsamkeiten: Beide stecken in einer tiefen Krise, liegen in der Wählergunst zurück, sind orientierungslos und verfügen kaum noch über Attraktivität und politisches Potenzial. Da ist es nur natürlich, dass die beiden Großstadtfürsten von ihren Anhängern in den Rang möglicher Kandidaten erhoben werden. Der eine für die Präsidentschaftswahl 2012, der andere für die Bundestagswahl 2013.

„Wowi“ übt schon mal

So könnte man Wowereits Reise nach Paris unter dem Motto abhaken: „Wowi“ übt schon mal. Beim Empfang des deutschen Botschafters zum 3. Oktober durfte er als Vertreter der Bundesregierung eine Rede halten, ebenso bei der Umbenennung eines Platzes in „Place du 9. Novembre“, womit an den Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 gedacht wird. Da zeigte sich mal wieder, dass er kein großer Redner ist – jeder, der schon mal im Berliner Abgeordnetenhaus eine seiner trockenen, langweiligen, schlecht intonierten Ausführungen vom Anfang bis zum Ende erleiden musste, wird das bestätigen.
Wie anders Delanoe. Als er mit französischer Verve vom Fall der Mauer als „Meilenstein der Geschichte des Humanismus“ sprach und vom „großartigen Berliner Volk“ und sich dabei pathetisch die Hand an die Brust schlug, hatte man das Gefühl, der Franzose würde die Mauer am liebsten wieder aufbauen – nur um sie anschließend eigenhändig noch einmal abreißen zu können. Wowereits Licht leuchtete im illuminierten Garten der Botschaftsresidenz erst nach seiner abendlichen Rede: Sofort stürzten sich viele Menschen auf ihn, die kurz mit ihm plaudern wollten, Wünsche hatten, um ein Autogramm baten oder sich einfach mit ihm zusammen fotografieren lassen wollten. Kein Problem für Wowereit: Er liebt solche Auftritte. Gewiss mehr, als trockene Parteitage mit den Genossen von der SPD.
Lesenswert (0) Drucken
Kommentar als Gast schreiben Login | Netiquette | AGB
Ihr Name Überschrift Kommentar-Text
Sie haben noch 400 Zeichen übrig
Abschicken
Vielen Dank! Ihr Kommentar wurde abgeschickt. Login
 

Im Interesse unserer User behalten wir uns vor, jeden Beitrag vor der Veröffentlichung zu prüfen. Als registrierter Nutzer werden Sie automatisch per Mail benachrichtigt, wenn Ihr Kommentar freigeschaltet wurde.

Falls Sie schon einen Account haben, können Sie sich jetzt einloggen. Ihr gerade geschriebener Kommentar wird dann mit Ihrem Account verknüpft.

Leser-Kommentare (12)
26.10.07, 07:40
Wowereit - nur Sprüchklopper auf Parties

von Ratgeber

Wowereit ist genau jener Typ von Berufspolitiker, die WIR eben nicht brauchen: Locker Sprüche klopfen im Stil von sehr juvenilen Teenies, die an sowas vielleicht Spaß haben und das cool finden. Mit dem Staate dienenden u. förderlichen Strategien haben seine Sprüche aber nix zu tun. Im Gegenteil, wenn einer Sätze wie arm aber sexy als Finanzstrategie geltend macht um seine miserable Finanzpolitik in Berlin zu kaschieren und von den anderen Ländern (Steuerzahlern!) Moneten haben möchte, so ist das ganz schlechter Stil. Wir brauchen in Deutschland alles andere als Spaßpolitiker a la Westerwelle oder diesen Wowereit. Wir benötigen sachbezogen und fleißig arbeitende (dienende) Minister & Politiker. Sprücheklopper haben wir in der Gesellschaft genug. Antwort schreiben

26.10.07, 00:26
Wowi, passt in die heutige Partywelt aber als

von fipse

Politiker? Ich wage zu bezweifeln ob so etwas wie auf der Knutwelle mitzuschwimmen ausreichen wird einen Staat oder eine Stadt auf Dauer fuehren zu koennen. Jedes Volk hat aber seine Politiker die es verdient. Antwort schreiben

 
25.10.07, 22:32
Wowereit und der Fall der Berliner Mauer

von syntron2

Ich spreche diesem "und das ist gut so" Party-Bürgermeister jedes Recht ab, zum Fall der Berliner Mauer zu sprechen. Nach der letzen Wahl hat er wieder die Genossen von der Linke.SED den Grünen als Koalitionspartner vorgezogen. Und er läßt es geschehen, daß alte Stasiseilschaften wieder ganz offen gegen Veranstaltungen und Einrichtungen gegen die DDR-Diktatur vorgehen und die DDR-Verbrechen als harmlos darstellen dürfen. Wie weit ist die SPD gekommen, wenn ein Herr Wowereit auch nur als Rand-Idee als Kanzlerkandidat ins Gespräch gebracht würde. Da wäre ja selbst eine Frau Pauli noch eine seriösere Politikerin. Antwort schreiben

25.10.07, 19:31
Traurig

von fritzloewe

Wie traurig muss es um eine Partei bestellt sein, deren ministeriables und kanzlerfähiges Personal offenbar schon so weit geschrumpft ist, dass ein nur in der Berliner Partyszene, nicht aber in der gesamten Republik konsensfähiger Mensch als Kanzlerkandidat gehandelt wird. Wird er überhaupt "gehandelt", oder bringt sich dieser "Das-ist-auch gut-so-Herr" immer mal wieder selbst ins Gespräch? Unabhängig davon: Eine Frau als Kanzlerin war schon ein Meilenstein. Ob die Republik jemals dafür "reif" sein könnte, einen Kanzler Rosa zu akzeptieren, darf bezweifelt werden. Antwort schreiben

25.10.07, 18:29
nichts gegen Wowereit ....

von mannstuttgart

Nichts gegen Wowereit, aber ein Kanzler bzw. eine Kanzlerin muss ein anderes Format haben. Herr Wowereit hat das Image des Partykönigs und ein Bundeskanzler sollte doch mehr Autorität ausstrahlen. Das man überhaupt von einem eventuellen Kanzlerkanddaten Wowereit spricht, ist für mich ein Zeichen, dass die SPD Personaldecke ziemlich ausgedünnt ist. Antwort schreiben

 
25.10.07, 17:10
Lebenslustiger Mann,

von Kanalarbeiter

wenn nur 50% davon stimmt, was die wohlinformierte Kreise so von sich geben, so war Brandt ein Waisenknabe. Dafür braucht er nicht zurücktreten. Antwort schreiben

25.10.07, 17:10
Traurige Perspektive

von charleroi

wenn bereits die deutsche Medienwelt Herrn Wowereit als künftige Lichtgestalt der SPD aufbaut , so kommt mir das kalte Grauen. Diese Art von Politiker wird ohne Zögern mit den Linken- PDS eine gemeinsame Front gegen die Bürgerlichen aufbauen. Dann ist Schluss mit der Partygesellschaft und die richtige Umverteilung gegen die Leistungserbringer folgt.... Antwort schreiben

25.10.07, 17:07
Wowereit als Bundeskanzlerkandidat

von SirArthur

fände ich gut. Die festgefahrenen Politiker bräuchten mal ein bisschen Lockerheit, die Herr Wowereit mitbringt. Antwort schreiben

25.10.07, 16:58
Ich fürchte für Herrn Wowereit, ....

von agnesmaria

..... dass 2013 für einen Kanzler Wowereit kein Platz sein wird, allenfalls für einen Kanzlerkandidaten. Das in der SPD werden zu können, dürfte in Anbetracht der derzeitigen und absehbaren Personallage dort nicht schwierig sein. Antwort schreiben

 
25.10.07, 16:53
Herr Wowereit

von Knappo-2

ist vielleicht ein lebenslustiger Typ und dagegen sei nichts gesagt, was wir aber fuer die Zunkunft brauchen, sind ernsthafte Politiker. Antwort schreiben

25.10.07, 16:39
Ist Wowereit der Hoffnungsschimmer ....

von ThomasHempel

der SPD für die Zukunft,zumindestens hat er nach Umfragen ja zur Zeit mehr Rückhalt in der Bevölkerung als sein derzeitiger Parteichef Kurt Beck und warum sollte er nicht 2013 Kanzlerkandidat werden? In Berlin schenkte man Ihm bei der letzten Wahl,trotz immer noch großer Probleme,das Vertrauen und das ist doch schon mal was in Zeiten wo die SPD immer mehr an Rückhalt verliert und Ministerpräsidenten der SPD an einer Hand abzulesen sind! Antwort schreiben

Das könnte Sie auch interessieren
Politik

Parteien

Wowereit erneut SPD-Spitzenkandidat in Berlin
Parteien: Wowereit erneut SPD-Spitzenkandidat in Berlin

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und Landes- und Fraktionschef Michael Müller gehen erneut als SPD-Spitzenkandidaten in die Abgeordnetenhauswahl der Hauptstadt. zum Artikel

Politik 84 Kommentare

Nach Wahldebakel

Berliner SPD bringt Wowereit in Stellung
Nach Wahldebakel: Berliner SPD bringt Wowereit in Stellung

Spätestens in zwei Wochen will die SPD-Spitze ein neues Führungsteam vorstellen. Der Berliner Landesvorstand fordert einen personellen und inhaltlichen Neuanfang – mit dem Regierenden Bürgermeister und bekennenden Linkspartei-Sympathisanten Wowereit. zum Artikel

FOCUS Magazin FOCUS 19/2009

Tagebuch

Berlin trennt wieder eine Mauer
Tagebuch: Berlin trennt wieder eine Mauer

Gestern mag sich Bischof Wolfgang Huber, der Sprecher von 24,8 Millionen Protestanten in Deutschland, zum wiederholten Male beglückwünscht haben, dass er vor 16 Jahren eine richtige Lebensentscheidung getroffen hat. zum Artikel

Anzeige