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Elefanten-Schutz Europa e.V.

ELEFANTEN-SCHUTZ EUROPA E.V.

European Elephant Group

EUROPEAN ELEPHANT GROUP

Dokumentation 2002 - Elefanten in Zoos und Safariparks Europa; (auch in
(English Version)

Elefanten-
Magazin Nr. 16
Dez. 2009

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Survey 2006

 Elefanten in Ketten

Elefanten in Ketten –
das „uralte Prinzip“ von Direktor Dr. Blaszkiewitz im Tierpark Berlin

Berlin hat zwei Zoos, den ehrwürdigen, berühmten bereits 1844 gegründeten Zoologischen Garten Berlin und den 1955 in der ehemaligen DDR gegründeten Tierpark Berlin Friedrichsfelde. Letzterer hat mit rund 160 Hektar die 5-fache Fläche im Vergleich zum in der City gelegenen Zoologischen Garten.

Vor der Wende wetteiferten beide Zoos um den größten Tierbestand, besser gesagt um eine Tiersammlung, welche den des „Konkurrenzzoos“ in der geteilten Stadt übertreffen sollte. Das führte dazu, dass die Besucher in beiden Zoos an einer museumsähnlichen Galerie von Wildtieren vorüberspazierten, ohne den Artenreichtum in den meist zu kleinen Gehegen überhaupt erfassen zu können.
Im traditionellen Zoologischen Garten Berlin dachte man aber bereits in den 80er Jahren unter Direktor Prof. Dr. Klös um, als man begann, kleinere Gehege zu größeren Einheiten zusammenzufassen, um eine artgerechtere Tierhaltung einzuleiten. Auch die Elefantenhaltung im Zoologischen Garten Berlin basiert längst auf einem moderaten Umgang mit den Grauen Riesen.
Anders das Verhalten im „Vorzeigezoo“ der ehemaligen DDR.

Mit einem finanziellen Gewaltakt wurde 1989 im Tierpark Berlin, kurz vor der Wiedervereinigung, das größte „Dickhäuterhaus“ der Welt eröffnet. Wer nun in diesem Monsterbau, dessen Architekten offensichtlich bei Monumentaldenkmälern einschlägiger Regierungen Maß und optisches Erscheinungsbild übernommen hatten, einen tiergärtnerischen Fortschritt erwartete, wurde maßlos enttäuscht.
Der umbaute und für Besucher verschwendete Raum im Inneren des Hauses ist riesig, die Stallflächen für Elefanten beider Arten und für Nashörner eher klein. Dafür wurde ein tödlicher Absperrgraben (Modell 1926) eingebaut, in dem prompt eine Elefantenkuh direkt nach der Eröffnung des Hauses durch Grabensturz starb. Damit war die tierquälerische Kettenhaltung manifestiert.
Für einen Innenfreilauf, wie in modernen Zoos angestrebt und ausgeführt, wäre Platz genug, doch offensichtlich fehlt für eine solch notwendige Verbesserung eher die Phantasie als das Geld.
Immerhin brachten die Elefantengeburten der letzten Jahre und die damit verbundene Präsentation entzückender Elefantenbabys Besucherströme mit entsprechenden Mehreinnahmen in Millionenhöhe.

Dem Haltungskonzept, das bereits bei der Eröffnung des Hauses 1989 veraltet war, setzte der Nachfolger des für den Bau verantwortlichen ehemaligen Direktors, Prof. Dr. Dathe, noch eine Spitze auf: Dr. Blaszkiewitz krönte seine Sammlerleidenschaft und ließ für die entfernten Verwandten der Elefanten, den Seekühen, ein reizarmes Kleinbecken ins Haus bauen. Dort dürfen die Tiere jetzt ein Seekuhleben lang im Kreis schwimmen.
Der Tierpark Berlin hat den Seekühen damit keinen Gefallen getan, aber den Elefanten einen Gefallen verweigert – mehr Platz, um sich ohne Ketten bewegen zu können.

Wer nun die Haltungsmethoden für Elefanten, verbunden mit erbärmlichem, circusreifen Training von Elefantenkühen und Jungtieren im Tierpark Berlin kennt, der wird die berechtigte Frage stellen, ob Dr. Blaszkiewitz und sein Wärterteam eine Aufhebung der Kettenhaltung überhaupt wollen. Denn ein angeketteter Elefant ist angeblich ein Elefant unter Kontrolle. Und genau das ist es, was der Direktor und die Elefantenwärter im Tierpark Berlin aufrecht erhalten wollen. Dass sich irgendwann irgendwelche Elefanten – nicht nur die selbstbewussten Bullen – gegen diese Tierquälerei wehren, ist bekannt und durch zahlreiche Unfälle, bei denen Pfleger getötet oder schwer verletzt wurden, in erschreckendem Maße belegt.
Jetzt hat auch die Afrikanische Elefantenkuh „Mafuta“ zugeschlagen und den erfahrenen Elefantenpfleger Kastirke ins Krankenhaus befördert. Angeblich ist es beim Anketten passiert und hätte auch wie so oft tödlich enden können. „Mafuta“ steht jetzt in einer Einzelbox ohne Ketten und ohne direkten Pflegerkontakt.

Früher hat man so einen „bösen“ Elefanten in Zoo und Circus bestraft. Man hat ihn trotz Risiko noch an allen 4 Beinen gefesselt, dann möglichst noch „gestreckt“ und so lange auf ihn eingeprügelt, bis er aufgab und seinen Willen wieder für einige Zeit dem Prügelkommando unterordnete. Dies wird man heute in einem Zoo kaum mehr wagen.
Da steht schon eher die Abschiebung des widerspenstigen Elefanten an – in einen anderen Zoo, wo die Pfleger das Areal des Elefanten nicht mehr betreten. Und damit ist bereits das Haltungsprinzip des abgebenden Zoos und seiner „Elefantenbändiger“ ad absurdum geführt.

Fragt ein ahnungsloser Zeitungsreporter bei einem traditionell orientierten Zoo (traditionell heißt, dass sich die Elefanten den Pflegern unterordnen müssen) an, warum die Tiere wie Pudel dressiert und angekettet werden (das wird der Pudel nicht), so haben die Verantwortlichen für Elefanten in einem solchen Zoo eine scheinbar plausible, in Wirklichkeit aber unhaltbare Antwort parat. Die Elefanten werden gefesselt und trainiert, um gepflegt werden zu können.
„Mafuta“ und die Bullen werden also in Zukunft nicht mehr gepflegt. Sie pflegen sich ganz einfach selbst, was zahlreiche Elefanten in europäischen Zoos längst tun können. Und das funktioniert nachweislich hervorragend.
Und damit sind wir bei der Aussage von Dr. Blaszkiewitz: „die nächtliche Kettenhaltung ist ein uraltes Prinzip, das weltweit in Zoologischen Gärten üblich sei“.
Es spricht nicht gerade für die Fachkompetenz eines Zoowissenschaftlers, wenn er die Entwicklung in der Tierhaltung – hier Elefantenhaltung – nicht kennt. „Das uralte Prinzip“ der Ankettung wurde von insgesamt 137 europäischen Zoos und Safariparks nachweislich in rund 127 Haltungseinrichtungen abgeschafft. Nur noch ca. 10 Zoos und Safariparks ketten Elefanten über Nacht an. Leider sind davon noch die Elefanten in 7 deutschen Zoos und Safariparks (inkl. Tierpark Berlin) betroffen.

Der ehemalige Zoodirektor und Vorreiter der modernen Tiergartenbiologie, Prof. Dr. Hediger (früher Zoo Basel und Zürich), sah bereits vor einem halben Jahrhundert in der Tiergärtnerei einen ständigen Wandel durch wachsendes Wissen um die Bedürfnisse von Wildtieren, ein ständiges Streben nach Verbesserungen der Tierhaltung in Zoos. Offensichtlich sieht Dr. Blaszkiewitz dies im 21. Jahrhundert etwas anders. Sein Festhalten an „Uralt-Prinzipien“ in der Tiergärtnerei und die damit verbundene Gefährdung von Menschenleben ist unserer Meinung nach nur mit einer selbstgefälligen Sturheit zu erklären, die sich über alle neuen Errungenschaften und Fortschritte in der Wildtierhaltung mit hartnäckiger Ignoranz hinwegsetzt.

Fazit:
Weder ein Zoologe und noch weniger ein Tierarzt sind aufgrund ihrer Ausbildung zwangsläufig kompetente Tiergärtner – mit der Betonung auf „Gärtner“, was insbesondere mit Pflege von Wildtieren nach neuesten Erkenntnissen zu tun hat.
Die Anforderung an einen Zoodirektor besteht heute darin, dass ihm lebende Wildtiere anvertraut sind, deren Bedürfnisse den Schwerpunkt in der modernen Tiergärtnerei ausmachen. Die Kettenhaltung von Elefanten zählt ganz gewiss nicht dazu.

ELEFANTEN-SCHUTZ EUROPA e.V.
Vorstand
Jürgen Schilfarth, Alexander Haufellner, Olaf Paterok

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