Bern

Todesspritze für Urs und Berna ist kaum ein Thema

Bärenpark-Direktor Bernd Schildger sieht sehr gute Chancen auf ein neues Zuhause für die Jungbären.

Bernd Schildger prüft derzeit verschiedene «seriöse Vorschläge». (Valérie Chételat)

Bernd Schildger prüft derzeit verschiedene «seriöse Vorschläge». (Valérie Chételat)

Urs und Berna wiegen nun zwischen 45 und 50 Kilogramm. (Adrian Moser)

Arosa ist es ernst

Er habe ein «wahnsinnig grosses Echo» erhalten, sagt Pascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa. «Das ging von Spinner-Idee bis grosse Chance für den Sommertourismus.» Jenny hat das Angebot, Urs und Berna aufzunehmen, lanciert. Er hofft, in den nächsten Tagen grünes Licht von den kantonalen Behörden zu erhalten. Am 21. September will er das Projekt an der Generalversammlung von Arosa Tourismus vorstellen und einen Kredit für die Anschubfinanzierung von 200 000 bis 300 000 Franken beantragen. Die Kosten für das Projekt schätzt Jenny auf 2,5 bis 3 Millionen Franken. Trotz Zeitdruck, die Anlage müsste im Herbst 2011 bereit sein, ist Jenny zuversichtlich.

Stichworte

Bären sind immer für eine Überraschung gut. Gestern Morgen zum Beispiel buddelte Björk sich im Bärenpark unter dem Elektrozaun durch und kroch auf die andere Seite. Möglicherweise war dort das Gras etwas grüner. Bärenpark-Direktor Bernd Schildger und die Tierpfleger lockten die Bären in den Stall zurück, damit Handwerker die Löcher zuschaufeln konnten. Dabei kam auch eine Betonpumpe zum Einsatz, denn lockeres Erdreich ist für die mächtigen Krallen der Mutterbärin kaum ein Hindernis. «Man unterschätzt die Bären immer, sie testen die Anlage permanent.» Schildger hat aber derzeit noch andere, grössere Sorgen: Nach dem Wink mit der Todesspritze im «Sonntagsblick» stapeln sich zahlreiche Ideen für Urs und Berna auf seinem Schreibtisch. Lange nicht alle Angebote für ein neues «Plätzli» sind jedoch realistisch. Immerhin: «Wir haben noch hinreichend Zeit, das seriös zu prüfen.»

Euthanasie vom Tisch?

Im nächsten Sommer muss die Lösung stehen, denn ab diesem Zeitpunkt werden Urs und Berna ihrer Mutter Björk langsam lästig fallen. Wenn es soweit sei, reagiere die Bärin «nicht nett, sondern rabiat», erklärt Schildger. «Wir wollen bereit sein, wenn der erste richtige Zoff kommt.» Der Tierpark-Direktor ist sehr optimistisch, dass innert dieser Frist für die Jungbären ein neues Zuhause gefunden werden kann. Die Angst, Urs und Berna könnten eingeschläfert werden, scheint wenig begründet. «Die Euthanasie ist mehr oder weniger vom Tisch.» Es gebe «seriöse Vorschläge in unterschiedlichem Entwicklungsstadium» und solche «für die Galerie».

• Der Tierpark «Refuge de l ‘Arche» zwischen Le Mans und Rennes in Frankreich hat sich bereit erklärt, die Bären aufzunehmen. Das Gehege ist vorhanden. «Die Bilder sehen gut aus», so Schildger. Im Oktober soll der Park vor Ort geprüft werden.

• Der Berner FDP-Stadtrat Mario Imhof reichte im August eine dringliche Motion ein. Er fordert ein Zusatzgehege im Tierpark Dählhölzli und ein langfristiges «Bärenmanagement» für den Bärenpark. Eine «Abschiebung» der Bären aus der Stadt könne keine Lösung sein. Auch die Erweiterung des Bärenparks in Richtung Schwellenmätteli wäre eine Option.

• Arosa will ein Bärengehege aufstellen und würde die Bären übernehmen. «Aus Schweizer Sicht wäre das begrüssenswert», findet Schildger.

• Lärmgeplagte Anwohner aus Hinterkappelen wollen die dortige bleibelastete Jagdschiessanlage in eine Bärenpark-Dépendance umfunktionieren. Auch dieses Projekt werde man seriös prüfen, verspricht Schildger.

• Dass die Bären nach Berlin umsiedeln, scheint eher unwahrscheinlich. SVP-Grossrat Thomas Fuchs führte mit dem Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit nur ein Gespräch beim Apéro.

• Nichts mehr gehört nach der ersten Empörung hat Schildger von der französischen Tierschützerin Brigitte Bardot.

Kein Platz im Dählhölzli

Derzeit wird im Tierpark Dählhölzli eine neue Bärenanlage für Mischa und Mascha geplant. Dieses Projekt könne nicht «in letzter Minute» noch geändert werden, sagt Schildger. Eine Erweiterung der Pläne würde auch bedeuten, dass man anderen Tieren den Platz wegnähme. Auch ein Tierschutzprojekt im Schwarzwald eignet sich nicht: Dort werden zwar Bären aufgenommen, aber sogenannt «geschundene Bären», also Tiere, die zum Beispiel als Tanzbären in der Türkei ihr Dasein fristen mussten. (Der Bund)

Erstellt: 08.09.2010, 18:24 Uhr

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2 Kommentare

Mario Imhof

09.09.2010, 10:29 Uhr
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Leider wurde die Dringlichkeit meiner Motion durch das links dominierte Ratsbüro nicht gewährt. Somit wird die Antwort des Gemeinderats frühestens in Februar11 erwartet werden können. Wenn dann die Motion angenommen wird ist das zu spät für unser Bären. Die werden abgeschoben oder eingeschläfert. Zeit für die Planung und Platz im Dählhölzli wäre jetzt noch genug vorhanden. Aber nur wenn man will. Antworten


Nicole Meier

09.09.2010, 08:23 Uhr
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Hätte man sich nicht vor der Zeugung von Urs & Berna Gedanken machen sollen, was mit Jungtieren passiert? Es zeigt sich doch immer wieder, das es zuwenig nachfrage nach Junfbären gibt, daher bitte eine Geburtenkontrolle. Auch wenn ich die beiden Lustig finde und sie gerne anschaue, in Zukunft bitte mehr weitblick bei der Population. Antworten



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