Der Papst kommt im September nach Berlin. Benedikt XVI. predigt am Abend des 22. vor dem Schloss Charlottenburg. Etwa 40.000 Menschen werden zu der Eucharistiefeier erwartet. Das Anmeldeverfahren per Internet läuft.
Die Nachfrage ist groß. Nicht jeder wird die Möglichkeit bekommen, Papst Benedikt live zu erleben.
Zoo- und Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz hat seinen Platz schon sicher, wenn sein direkter Vorgesetzter zu ihm und den anderen Gläubigen spricht.
„Ich habe mich per Brief angemeldet, werde der Predigt mit meinen Ordensbrüdern beiwohnen“, sagt er der B.Z.
Bernhard Blaszkiewitz, der gläubige Katholik, ist an diesem Abend nicht im Anzug zu sehen. Er trägt zur Feier des Tages einen Mantel aus elfenbeinfarbenem Tuch, auf dem unterhalb der Schulter das rote, fünffache Jerusalemkreuz aufgenäht ist. Seinen Kopf schmückt ein Barett aus schwarzem Samt.
Es ist das Habit des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, dessen Ursprünge bis in die Zeit der Kreuzzüge zurückreichen.
„Deo lo vult“ (Gott will es). Das Motto, mit dem Jerusalem-Eroberer Gottfried von Bouillon (1060 – 1100) den ersten Kreuzzug anführte, ist noch heute Leitmotiv des Ordens, der in seiner Geschichte ein weltweites Netzwerk von hohen geistlichen Würdenträgern, politischer Prominenz und Wirtschaftsbossen aufgebaut hat.
Ex-Bundeskanzler Konrad Adenauer gehörte zu dem erlesenen Kreis der Ordens-Ritter, Hermann Josef Abs, Ex-Vorstandssprecher der Deutschen Bank, der italienische Politiker Giulio Andreotti. Die Mitgliederliste, soweit sie öffentlich ist, liest sich wie ein internationales Who’s who.
Auch deshalb gilt der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem unter Kritikern als hermetisch und elitär. So weit würde Blaszkiewitz, der es bis zum Leiter der Berliner Komturei gebracht hat, nicht gehen. Allerdings erklärt er: „Ich bin seit 1998 Mitglied. Man kann dem Orden nicht einfach so beitreten, man wird durch dessen Mitglieder empfohlen.“
Diese Empfehlung ist aber nur der erste Schritt vor der Aufnahme. „Der Bischof muss den Kandidaten durch sein ,nihil obstat’ absegnen. Das ist eine Art Unbedenklichkeitserklärung“, so Blaszkiewitz.
Weltweit ist der Orden in 30 Staaten vertreten. „Die Ordensarbeit füllt mein Privatleben aus. Mich fasziniert die Gemeinschaft Gleichgesinnter im Glauben. Deshalb bin ich Ordensritter geworden“, sagt Blaszkiewitz.
Die Ritterschaft vom Heiligen Grab
Der Orden zum Heiligen Grab entstand aus dem Brauch von Adligen (14. Jh.), sich am Grab des Herrn in Jerusalem zum Ritter schlagen zu lassen. Einige formierten sich im Laufe der Geschichte zur Ritterschaft vom Heiligen Grab. 1847 verlieh Papst Pius IX. dieser Gruppierung den Status eines geistlichen Ritterordens, der direkt dem Papst unterstellt ist. Bis heute ist es Anliegen des Ordens, christlich-katholische Werte zu fördern und zu schützen. Mitglieder sind hohe Geistliche, aber auch weltliche Persönlichkeiten mit Einfluss in Politik und Wirtschaft. Der Orden hat weltweit 20000 Mitglieder, die deutsche Statthalterei über 1300 (1000 weltliche, 130 geistliche Ritter, 200 Damen). Sie ist in sechs Ordensprovinzen und 37 Komtureien (kleinere Verwaltungseinheit) gegliedert.