Liebesurlaub in Gelsenkirchen Knutschis Vater hat eine neue Geliebte

13.01.2008 — 12:56 Uhr

Für die Paarung ist kein Weg zu weit. Deswegen werden Eisbären oft quer durch Deutschland oder sogar Europa transportiert, um den richtigen Partner zu finden und für Nachwuchs zu sorgen. Knutschis Papa macht zum Beispiel gerade Liebesurlaub im Gelsenkirchener Zoo, soll dort Eisbärfrau Lara (3) beglücken. Wie die Eisbär-Kuppelei funktioniert und wieso dieser Aufwand betrieben wird, erklären Experten in BILD am SONNTAG.

1. Warum gibt es „Eisbär-Sextourismus“?

Zoodirektor Dr. Peter Drüwa (62) aus Neumünster: „Zum einen, um möglichst erfolgversprechende Konstellationen für die Fortpflanzung zu schaffen. Und zum anderen, um rivalisierende männliche Eisbären in Jungtiergruppen auf dem Weg zur Geschlechtsreife zu trennen.“

Hans van Weerd (52)

2. Auf welche Faktoren achten die Eisbär-Verkuppler?

Drüwa: „Ideal ist es, wenn das Weibchen älter, erfahrener und psychisch dominant ist. Denn die ungestümen Männchen sind ihnen schon körperlich überlegen.“

3. Wer koordiniert die Zucht-Reisen der Eisbären?

Ja! Hans van Weerd (52, Foto) vom Amsterdamer Zoo ist der Koordinator des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP): „Für Eisbären gibt es dieses Programm seit Oktober 2006. Davor hatten die Zoos die Tiere ausgetauscht und sich abgesprochen.“

4. Wie funktioniert das Kuppeln?

Van Weerd: „Ich schaue mir Stammbaum und Wesen der Eisbären an, und stelle die Tiere dann so zusammen, dass sie nicht miteinander verwandt sind und die besten Chancen haben, sich fortzupflanzen. Ich mache den Zoos Vorschläge, nehme aber auch Wünsche entgegen. Eisbärenbabys wie Knutschi werden so bald wie möglich für die Zukunft verplant.“

5. Wie viele Eisbären stehen zur Auswahl?

Van Weerd: „Weltweit leben etwa 400 Eisbären in Zoos, in Europa 130, in Deutschland 35.“

6. Wird eine „Ablösesumme“ für die Eisbären bezahlt?

Drüwa: „Nein. Allerdings haben Zoos, die Eisbären zu Zuchtzwecken abgeben, später ein Mitbestimmungsrecht, falls es mit dem Nachwuchs klappt.“

7. Wie werden die Eisbären transportiert?

Drüwa: „In gut belüfteten Aluminiumkisten. Die Eisbären dürfen während des Transports nicht betäubt sein. Allerdings lassen sich manche nur durch eine Narkose in den Container bringen.“

8. Warum gibt es bei Eisbären, wie etwa bei Pandas, keine künstliche Befruchtung?

Dr. Harald Schwammer vom Tiergarten Schönbrunn in Wien: „Bei Eisbären ist eine künstliche Befruchtung nicht nötig. Sie benötigen für die Fortpflanzung nur den richtigen Partner.“

9. Wieso gibt es dann so wenig Eisbärbabys?

Schwammer: „Das Problem liegt nicht in der Befruchtung, sondern wie es mit den Jungen weitergeht, wenn sie erst mal geboren sind. Kleinste Störungen können die Bindung zwischen Mutter und Jungtier so zerstören, dass die Mutter das Kind nicht umsorgt oder gar auffrisst.“

10. Sieht man, wenn ein Eisbärweibchen schwanger ist?

Schwammer: „Optisch kann man die Schwangerschaft nicht erkennen. Man sieht keinen Bauch, weil die Tiere sehr groß und kräftig sind und ein dichtes Fell haben. Außerdem sind die Föten sehr klein, damit sie die Mutter nicht beim Jagen behindern. Die Babys sind gerade mal so groß wie Meerschweinchen, wenn sie zur Welt kommen.“

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