Berlin – Er sitzt einsam in seinem Gehege im Berliner Zoo, hält sich die Tatzen vor die Augen. Was ist nur mit unserem Knut los? Vermisst er sein Publikum?
Denn das Interesse an ihm ist gesunken, seitdem er nicht mehr der kleine Knuddel-Knut ist. BamS fragte Experten.
Ist Knut traurig? Heiner Klös (48), Bärenkurator im Berliner Zoo: „Nein, Knut kennt keine Trauer. Wir neigen dazu, Tiere zu vermenschlichen, interpretieren zu viele menschliche Eigenschaften in seinen Gesichtsausdruck hinein. Er wird nur ungehalten, wenn er Hunger hat und nichts zu essen bekommt.“ Gabriele Zuske, Tierpsychologin aus Berlin: „Es ist weniger Trauer als Langeweile, denn jetzt ist er weniger beschäftigt, weil der Trubel um ihn herum fehlt.“
Hat Knut das „Britney-Spears-Syndrom“? Braucht er – wie die US-Sängerin – das Publikum?
Peter H. Arras, Tierrechtler aus Biedesheim: „Knut ist ein bäriger Britney, weil er falsch geprägt wurde. Spears wurde von ihrer Mutter zum Star erzogen, so wie Knut, der vom Zoo als Vermarktungsobjekt in die Öffentlichkeit gezwungen wurde. Die Massen sind seinetwegen in den Zoo geströmt. Jetzt ist er aufs Publikum fixiert – genauso wie Britney Spears.“
Anderer Meinung ist Tierverhaltenstherapeutin Dr. Ursula Bonengel (60):
„Ein Tier ist kein Mensch. Deshalb kann man ihn auch nicht mit einem Star vergleichen. Er interessiert sich nicht für das Publikum. Viel wichtiger ist die Beziehung zu seinem Pfleger und das, was in seinem Gehege passiert.“
Müssen wir uns jetzt um Knut Sorgen machen?
Tierrechtler Arras befürchtet, dass sich Knut nicht mehr normal sexuell entwickelt: „Jetzt kann man noch Schadensbegrenzung betreiben. In drei Jahren wird Knut geschlechtsreif – und bis dahin kann er noch eine Menge lernen. Er braucht jetzt Sichtkontakt mit anderen Eisbären und deren Gerüche“.
Delfin Cathy war einer der Darsteller des beliebten TV-Delfins Flipper. Cathy lebte sieben Jahre in Gefangenschaft und starb dort auch im Jahr 1970. Ihr damaliger Trainer ist bis heute davon überzeugt, dass sie Selbstmord verübte: Cathy hielt einfach die Luft an.
mehr...Tierpsychologin Zuske ist der Meinung: „Er soll bald in einen anderen Zoo kommen. Dann bekommt er hoffentlich eine Frau – und ist wieder beschäftigt.“ Heiner Klös vom Berliner Zoo:
„Sorgen müssen wir uns nicht. Bestes Beispiel für eine gelungene Handaufzucht ist Eisbär Heinrich, der in den 80ern genau wie Knut von Menschen aufgezogen wurde und später viele Kinder zeugte.“