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Besser als vierhundert Bewerber

Ex-Staatssekretärin Gabriele Thöne war im Aufsichtsrat von Zoo und Tierpark. Jetzt wird sie Kaufmännische Direktorin

Claudia Fuchs

Einen Mangel an Interessenten gab es nun wirklich nicht. Mehr als 400 Bewerber hatten sich im Februar auf die Stellenanzeige gemeldet, mit der der Zoo in verschiedenen Zeitungen nach einem neuen Kaufmännischen Direktor gesucht hatte. Ein geeigneter Kandidat fand sich dennoch nicht - und so begann die Suche im Sommer erneut. Nun steht fest, wer den Posten bekommt - eine Frau. Gabriele Thöne (50), niedergelassene Rechtsanwältin und bis 2006 Staatssekretärin für Finanzen im Berliner Senat, wird ab dem 1. Oktober im Tierpark und Zoo zuständig sein für Verkauf und Marketing, Finanzen, Controlling sowie Personal und Recht. Das gab der Zoo-Aufsichtsrat am Freitag bekannt. Thönes Vorgänger Gerald R. Uhlich war im Dezember 2007 von einem Tag auf den anderen ausgeschieden, "einvernehmlich", wie es damals hieß. Hinter den Kulissen war aber die Rede davon, dass Uhlich Streit hatte mit dem für Tiere zuständigen Direktor Bernhard Blaszkiewitz, unter anderem über die Vermarktung von Eisbär-Baby Knut. Seit dem Ausscheiden von Uhlich bekleidete Blaszkiewitz vorübergehend beide Funktionen.

"Ich bin zufrieden", kommentierte Blaszkiewitz am Freitag die Wahl Thönes. Mehr könne und wolle er zum Thema nicht mitteilen, die Wahl sei schließlich Sache des zwölfköpfigen Aufsichtsrates.

Dass Blaszkiewitz mit der Wahl zufrieden ist, kommt nicht von ungefähr: Bis zum Frühjahr 2007 gehörte Gabriele Thöne als Vertreterin des Senats dem Aufsichtsrat des Zoos an und kennt damit sowohl Tierpark und Zoo als auch Blaszkiewitz gut. Und genau das war für den Aufsichtsrat ein entscheidendes Auswahl-Kriterium. "Es ist aber nicht nur so, dass Frau Thöne Zoo und Tierpark gut kennt", sagte Aufsichtsrats-Vorsitzender Jochen Sievers. "Auch wir kennen Frau Thöne gut." Zudem verfüge sie über eine exzellente Ausbildung und sei deshalb gut geeignet für den Posten.

Gabriele Thöne ist zwar offiziell noch nicht im Amt, bekannte sich aber schon am Freitag ganz eindeutig zu beiden Einrichtungen. "Tierpark und Zoo ergänzen sich hervorragend", sagte sie. An der Existenz zweier Einrichtungen in einer Stadt wolle sie nicht rütteln. Sie werde sich aber erst einmal in die Zahlen einarbeiten und mit Mitarbeitern reden und sich danach eine Meinung bilden - auch über die Eintrittspreise. Thöne ließ zunächst offen, ob demnächst mit einer Erhöhung gerechnet werden müsse. Ein Erwachsenen-Ticket für den Zoo kostet zurzeit zwölf Euro, für den Tierpark sind elf Euro fällig.

Mit dem Ausscheiden aus dem Senat vor zwei Jahren war Thöne eigentlich schon pensioniert worden. "Aber wer mich kennt, der weiß, dass ich so etwas gar nicht kann." Sie habe sich zunächst als Rechtsanwältin niedergelassen, sich aber - als sich kein neuer Direktor für Zoo und Tierpark fand, gefragt, ob das nicht was für sie wäre. Sie trete ihre neue Tätigkeit "mit großer Liebe an", erklärte sie.

Die kinderlose Thöne, die bis zu ihrer Hochzeit vor fünf Jahren den etwas sperrigen Nachnamen "Pöschl-Westphal" trug, muss immer wieder erklären, nichts mit ihrem Namensvetter aus der GEW zu tun zu haben. Und sie habe auch keine Haustiere. Die Dienstwohnung im Zoo, die ihr laut Amt zusteht, hat sie schon mal abgelehnt. "Ich hab ja schon eine Wohnung."

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Foto (2) :

Gabriele Thöne (50) ist zuständig für Personal und Finanzen.

Knut war gestern, jetzt kommt Lucia. Die Seelöwin gehört zu den Stars im Zoo, die bei den Besuchern besonders beliebt sind.