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Erziehung mit dem Stock

Tierschützer kritisieren Schläge für Elefanten / Tierpark-Chef: Pfleger müssen geschützt werden

Claudia Fuchs

Die Tierschutzorganisation Peta hat erneut Vorwürfe gegen den Tierpark erhoben. Am Freitag vergangener Woche sei dort vor den Augen der Besucher ein kleiner Elefant mit "äußerster Brutalität" verprügelt worden. Was sich an diesem Tag im Dickhäuterhaus abgespielt hat, zeigt ein Video, das die Tierschutzorganisation auf ihre Homepage gestellt hat. Darin ist zu erkennen, wie ein kleiner Elefant mit erhobenem Rüssel auf einen der Pfleger losstürmt, dieser kontert mit einem sogenannten Elefantenstock und schlägt dem Jungtier ein Mal auf den Kopf und zwei Mal auf den Körper. Frank Albrecht, Peta-Aktivist und Augenzeuge des Vorfalls, erklärte, der Tierpfleger habe "mit voller Wucht und extremer Härte" zugeschlagen. Verwundert sei er jedoch nicht darüber. Seit Jahren kritisiere Peta, dass Elefanten in Zirkussen oder Tiergärten durch Schläge der Wille gebrochen werde und sie somit gefügig gemacht werden sollen. Doch selbst in Zirkussen sei das Schlagen von Elefanten inzwischen verboten. "Wir werden deshalb gegen den Tierpfleger und den Tierpark Strafanzeige wegen Tierquälerei erstatten", sagte Albrecht. Elefanten, die geschlagen werden, würden das "Feindbild Mensch" aufbauen und bei passender Gelegenheit Pfleger verletzen.

Tierpark-Direktor Bernhard Blaszkiewitz erklärte am Freitag, der Tierpfleger habe "nicht übertrieben" auf den Angriff des Elefanten reagiert. Selbst ein junges Tier könne der Pfleger nicht mit dem eigenen Körper abwehren. Da bleibe nur der Einsatz des Elefantenstocks. Mit diesem etwa einen Meter langen Stock, an dessen Ende sich ein Haken befindet, werde der Elefant entweder "dirigiert oder bekommt eine übergezogen". Der Mensch müsse vor dem Elefanten geschützt werden - "und der Elefant soll nicht vergessen, dass er den Pfleger nicht angreifen soll". Zugleich rechtfertigte Blaszkiewitz den direkten Kontakt zwischen Elefanten und Pflegern. "Ich bin nach 34 Jahren im Beruf überzeugt davon, dass das gut für die Elefanten ist."

Der Berliner Tierschutzbeauftragte Klaus Lüdcke sieht das anders. "Ich bin dagegen, dass Tiere geschlagen werden", sagte er. Schuld an dem Zwischenfall im Tierpark sei der ungeschützte Kontakt. Lüdcke forderte, darauf zu verzichten und wie in anderen Zoos Gitter zwischen Pflegern und Elefanten anzubringen. Das werde er auch bei seinem bevorstehenden Rundgang Ende des Monats durch den Tierpark ansprechen.

Der Tierpark-Förderverein attackierte Peta am Freitag scharf. Die Tierschützer würden eine Hetzkampagne führen, die durch "Dummheit und Populismus" geprägt sei, erklärte Vereinschef Thomas Ziolko.

Ein Interview mit Zoo- und Tierparkdirektor Blaszkiewitz finden Sie im Magazin.

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Foto: Die Haltung von Elefanten im Tierpark wird von Tierschützern schon länger kritisiert. Nun wurde ein Tierpfleger dabei gefilmt, wie er einen Elefanten schlug.