Ob des Raubtier-Daseins beraubte Buddy-Bunti-Bären, ob Knuddel- oder Kufen-Eisbären, die Allgegenwart des Wappentiers im Berliner Stadtbild ist keine leicht zu Übersehende.
In dieser Rubrik soll es um die Bestandsaufnahme jener Bären-Schar geben, die sich im Unterschied zu Vorgenannten durch eine gewisse Real'n'Roughness auszeichnet, allein durch das Material ihrer Beschaffenheit: Stein und Metall.
Die Bärenstatuen und -skulpturen unserer Stadt sollen hier fortan katalogisiert und vermessen werden, um dem dringenden Desiderat eines Berliner Bärenquartetts eine fruchtbare Grundlage zu liefern.
Dies soll dem treuen Leser dieses Blogs aber in keinem Fall als ureigene Idee verkauft werden, sondern geschieht mit Respekt vor der durchaus wahrgenommenen Arbeit des Vereins Berliner Bärenfreunde, der bereits 550 Bären im Stadtbild gesichtet und abgelichtet hat. Wir werden demgegenüber nur ein wenig über die bärige Oberfläche Berlins schliddern. Teil vierzehn dieser Serie präsentiert Ihnen den:
Zooportaler ExpressobärKategorie: Legosteinmodelltauglicher Solitär
Furchtfaktor: 4,2 (von 5)
Statur: kantig massiv
Realo/Fundi-Koeffizient: 4 (von 5)
Prominenz: 3 (von 5)
Haltung: gebückt stehend
Sockel: Ziegelstein-Quader
Größe: 5 (von 5)
Künstler: Fritz Höger, "Bärenplastik" nach Entwurf des Bildhauers Hans Wagner (1928)
Dass ein Zoo ein paar Bären aufbieten kann, ist nicht weiter verwunderlich und dass ein Tierskulpturen-Schöpfer irgendwann in seiner Schaffensphase auf die Modellvorlage des Meister Petz zurückgreifen wird, naheliegend. Die Fülle der Skulpturen, mit denen der Berliner Zoo seinen Bärenbestand aufstockt, ist jedoch trotz dieser Selbstverständlichkeiten bemerkenswert und muss von dieser Blog-Rubrik mit einem kleinen Unterquartett bedacht werden.
Neben der schieren Quantität beeindruckt auch die Artenvielfalt der steinernen Wegesrandschmuckstücke. Hier sticht in besonderer Weise der Expressobär vor dem Brückenübergang zum Strauß' n' Känguru-Erweiterungsgelände hervor, der vollends aus weitgehend unbearbeiteten Ziegelsteinen hergestellt ist. Lediglich einige vergoldete Exemplare und zwei angeschrägte Steine im Schnauzenbereich erfordern den Besitz einiger Sondersteine, wenn man den Zooportaler Expressobär mit Legosteinen nachzubauen sucht.
Es ist der Strahlkraft der Expressionisten zu verdanken, dass jener sichtbar aus rechteckigen Klötzen geformte Bär bäriger wirkt als manch an Rundungen und Zotteln versuchtes Objekt. Und eine gewisse Imposanz und Gefährlichkeit leitet sich, in Kombination mit der monumentalen Größe, eben aus dieser rätselhaften animalischen Ebenbürtigkeit heraus.
Auch in puncto Prominenz kämen jener Skulptur, der, wie ich las, ein früher beigestellter Zwillingsbruder abhanden gekommen ist, durchaus ein hoher Wert zu, wenn nicht die Geschichte die Eingänge zum Zoogelände von eben jenem Ufer hin zum Bahnhof Zoo und Aquarium verlagert hätte. Früher waren die Expresso-Bären mal – und dies aus erwähnten Gründen völlig zu Recht – Teil des Eingangsportals. Heute muss man mit Afrikawiesen-Interessierter Vorlieb nehmen, die sich mit einer 50/50-Chance an jenem Koloss zum Erweiterungsgelände aufmachen. Hoffen wir auf eine Post Neo-Expressionistische Renaissance. Für den Legobären.
* * * Soundtrag zum Eintrack:
The Cure - The only one