Abschied von der Wilhelma
Wilbär ist jetzt Schwede
Orsa - Wilbär ist jetzt Schwede. Der Stuttgarter Eisbärjunge ist in seiner neuen Heimat in Orsa mitten in Schweden angekommen, wie der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma am Freitag mitteilte. Betäubt war der Star des Zoos am Donnerstagabend in einem Transporter auf die Reise nach Skandinavien gegangen.
Das genaue Datum des Umzugs war geheim gehalten worden, um eine möglichst ruhige Abreise zu ermöglichen. Die Trennung von Mutter Corinna ist laut Wilhelma nötig gewesen, da der 200 Kilogramm schwere Wilbär in den vergangenen Wochen immer unabhängiger geworden sei. Da Eisbärenmütter ihre erwachsenen Kinder mit Beißattacken vertreiben, habe man nicht warten wollen, bis die Auseinandersetzungen ernst geworden wären.
Tierschützer hingegen kritisierten die Trennung als zu früh. Mutter Corinna durchlebe "extreme Leiden", wie der Tierschutzverein Peta am Freitag am Bärengehege beobachtet haben will. "So sieht keine Mutter aus, die sich schon längst von ihrem Sohn abgenabelt hat und nichts mehr von ihrem Kind wissen wollte", sagte Peta-Zooexperte Frank Albrecht. "Natürlich ist Corinna nervös", räumte Wilhelma- Kuratorin Ulrike Rademacher ein. "Aber wir hatten mit viel mehr Randale gerechnet." Der Zeitpunkt des Abschieds sei der richtige - vor allem für Wilbär. "Er wird uns nicht vermissen." In wenigen Tagen werde sich auch Corinna an die Trennung und die neue Situation gewöhnt haben. Die Eisbärin werde ihr Interesse dann wieder verstärkt ihrem Männchen Anton zuwenden: Beide sind seit der Geburt von Wilbär im Dezember 2007 getrennt.
Wilbär war Teil des deutschen Eisbärenbaby-Hypes, der durch Flaschenkind Knut in Berlin ausgelöst wurde. Im Gegensatz zu Knut und Flocke in Nürnberg wuchs Wilbär aber bei seiner Mutter auf. Die 24-Stunden-Fahrt nach Schweden verbrachte Wilbär in einem abgedunkelten Transportbehälter aus Aluminium. Pfleger versorgten ihn mit Wasser, Äpfeln und Karotten. Im Bärenpark Orsa wurde er schon von Ewa, einem holländischen Eisbär-Mädchen, erwartet. Neben dem 400 Quadratmeter großen Innengehege stehen Wilbär künftig 35.000 Quadratmeter Außengehege mit Flusslauf und künstlichem Gletscher zur Verfügung. Dort können ihn die Besucher nur von Aussichtsplattformen aus sehen.
dpa
15.05.2009 - aktualisiert: 15.05.2009 17:37 Uhr