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Wilbär

Kuscheltier war gestern

Ginge es nach den meisten Wilhelma-Besuchern, müsste man es wohl verhindern. Doch die Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Das Kuschel- wird zum Raubtier. Wilbär ist in der Pubertät. Als sich der vier Monate alte Eisbärenjunge im April erstmals der Öffentlichkeit präsentierte, wog er 15 Kilo und hatte das drollige Auftreten eines zu Fleisch gewordenen Plüschbären. Inzwischen beträgt sein Gewicht etwa 50 Kilo, die Schulterhöhe misst rund 70 Zentimeter. "Er hat die Ausmaße eines Schäferhundes", sagt Wilhelma-Sprecherin Isabel Koch. Täglich frisst er zwei Kilogramm Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch.

Wilbär hat in den vergangenen Monaten einiges dazugelernt. Noch im Juni hatte er Schwierigkeiten beim Tauchen. Sein Hinterteil wollte einfach nicht unter Wasser. "Jetzt bewegt er sich im Wasser, wie es sich für einen Eisbären gehört", sagt Isabel Koch. Dafür ignoriert er gelegentlich die Anweisungen seiner Mutter. Er teste eben seine Grenzen, so die Wilhelma-Sprecherin. Mama Corinna weist ihn handgreiflich in dieselben. "Da fliegen auch mal die Fetzen."Aus dem schüchternen Tollpatsch ist ein rebellischer Teenager geworden.

Noch mindestens bis zum nächsten Frühjahr werden die Wilhelma-Besucher die Entwicklung von Wilbär verfolgen können. Dann wird das Europäische Erhaltungszuchtprogramm in Amsterdam entscheiden, in welchem Zoo Wilbär für Nachwuchs sorgen soll. Mutter Corinna wird der Abschied nicht schwerfallen. Wenn Eisbären ihren Jungen nichts mehr beibringen können, schicken die Mütter sie weg. Bis es so weit ist, wird es noch einige Auseinandersetzungen zwischen Mutter und Sohn geben.
 


Marko Belser

22.08.2008 - aktualisiert: 22.08.2008 18:39 Uhr

 



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