Nahe Zukunft von Knut & Co, den Eisbären in Berlin

Knut - Adele Sansone
Knut - Adele Sansone
Gespräch mit Dr. Blaszkiewitz, dem Direktor vom Tierpark und vom Zoo Berlin, im Mai 2010 über die Zukunft der Eisbären in Berlin nach Abreise von Gianna.

Zu meiner Freude ist es mir gelungen ein kurzes, aber informatives Telefon-Gespräch mit Dr. Bernhard Blaszkiewitz zu führen. Ein Gespräch über einige Kilometer hinweg, dort Berlin, hier Innsbruck, das in sehr freundlicher und auskunftsfreudiger Atmosphäre verlaufen ist.

So unverkrampft auskunftsfreudig, dass mir dann doch einige vorher vorbereitete Fragen in der Fülle der Informationen durch den Rost gefallen sind.

Gibt es für die Abreise von Giovanna und Yoghi zurück nach München bereits einen festgesetzten Zeitpunkt ? Wobei ich natürlich nicht den konkreten Tag meine, aber den Monat.

Kurz und bündige Antwort: "Nein."

Die Frage, wann Giovanna wieder nach München zurück kehrt, hängt vom Abschluss der Bauarbeiten im Zoo Hellabrunn ab, so Dr. Blaszkiewitz. Sobald in München die Arbeiten für das neue Eisbärengehege abgeschlossen sind, werden Giovanna (Nicht Gianna – denn Giovanna steht als Name im Zuchtbuch - Danke Herr Direktor, diese Rüge der Verhunzung eines Namens durch die Medien nehme ich gerne an) und auch Yoghi nach München zurück kehren.

Update: Giovanna ist am 30. Juli 2010 nach Hellabrunn/München zurück gekehrt. Die Eröffnung des neuen Geheges fand Anfang August 2010 statt.

Lisa, die dritte Eisbärin aus München, die Großmutter von Knut, musste leider im November 2009 eingeschläfert werden, weil es ihr schon sehr schlecht ging. Sie war nicht nur schon reichlich betagt für eine Eisbärin (32 Jahre), sie litt in den letzten Monaten auch an einem fortgeschrittenen Krebs, wie sich nach der Obduktion ergab.

Yoghi, ist derzeit im Wechsel mit Aika und Troll auf der Anlage, weil es zu gefährlich gewesen wäre die zwei erwachsenen Männchen zusammen zu führen. Da es ja nur für eine absehbare Zeitspanne ging, löste man das eben so.

Was bedeutet für Sie, als Experten, die Zusammenführung von Knut, der Handaufzucht, mit Gianna? Wie zufrieden sind Sie als Zoofachleute damit? Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?

Mit der Zusammenführung von Giovanna und Knut, auch wenn das aneinander Gewöhnen doch eine geraume Zeit dauerte, ist der Zoo sehr zufrieden.

„Sie vertragen sich, sie spielen miteinander und sie ruhen auch miteinander. Das ist sehr gut gelaufen“. Die Intention, Knut das Benehmen eines Eisbären durch einen Eisbären zu lehren, ist also voll auf gegangen.

Bedeutet dieser Zeitpunkt der Abreise von Giovanna und Yoghi, dass Knut einige Zeit wieder alleine bleibt, oder steht ihm dann kurz darauf die Zusammenführung mit den großen Eisbärinnen bevor?

Sobald Giovanna fort ist, wird Knut noch bis zum Frühjahr auf seiner vertrauten Anlage alleine bleiben. „Knut muss noch wachsen, an Gewicht zulegen um dann gefahrlos mit den beiden Eisbärinnen Nancy und Katjuscha zusammen geführt zu werden. Er wird dann im Lauf des nächsten Jahres (2011) eher noch nicht geschlechtsreif sein, aber stark genug im Gegensatz zu den beiden ausgewachsenen Bärinnen. Darauf muss man schauen, dass da kein körperliches Ungleichgewicht besteht."

Die naheliegende Frage, ob das große Gehege adaptiert würde, habe ich leider nicht gestellt.

Der Wunsch vieler Knut-Freunde nach kleinen machbaren Veränderungen, wie Naturboden, Sandhaufen, Pflanzen etc wurde jedenfalls deponiert.

Aber - wenn das Gelände für Lars und drei Bärinnen ausreichend war, warum nicht für Knut und zwei Eisbärinnen?

Dr. Blaszkiewitz betonte, dass die Tiere im Zoo die Geselligkeit brauchen, zum Spielen, zur Beschäftigung, weil die natürliche Hauptaufgabe des Wildtieres, das Jagen, weg fällt. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Dr. Blaszkiewitz was gegen Beschäftigungsmaterial hätte, eben weil er betonte, dass für Tiere im Zoo das Spielen als Beschäftigung wichtig sei zum Wohlfühlen.

Ist für Knut –den „Zuchtbullen“, Sie gestatten, dass ich hinter diesem drastisch gewählten Ausdruck eine gewisse Ironie gegenüber den Knut-Fans oder der Presse vermute – wirklich daran gedacht, ihn mit Nancy und Katjuscha, den wesentlich älteren Bärinnen, zusammen zu führen? Besteht für einen doch noch sehr jungen Bären da keine Gefahr, sich in eine bereits bestehende Gemeinschaft hinein zu drängen?

„Die Gewöhnung aneinander im großen Eisbärengehege wird „peu à peu“ vorgenommen werden. Zuerst wird Knut etappenweise an eine der Bärinnen gewöhnt werden. Wer das sein wird, das geschieht in Absprache mit Ronnie Henkel.“

Überhaupt betonte Dr. Blaszkiewitz, dass die Hauptverantwortung bei Herrn Henkel liege, der die Tiere am besten kenne. Erst wenn das tadellos funktioniert, wird dann die zweite Eisbärin dazu kommen.

Update: Am 6. und 7. September wurde Knut in das Innengehege des Bärenhofes verbracht. Er wurde auch narkotisiert um ihn abzuwiegen und einen Blutbefund zu machen. Am 8. September 2010 befand er sich erstmals alleine auf der großen Eisbärenanlage. Am 15. September wurde er mit seiner Mutter Tosca erstmals zusammen geführt. Bis auf einige Fauchereien bisher problemlos.

Zurück zu den großen Eisbären. Was geschieht mit der dritten Bärin, Tosca? Wird diese Eisbärin unter der Trennung ihrer vertrauten Gruppe nicht leiden? Wo kommt Tosca schlussendlich wirklich hin? Zu Aika und Troll oder in einen anderen Zoo?

Ab diesem Zeitpunkt der behutsamen Zusammenführung wird Tosca in den Tierpark übersiedeln.

Update: Tosca bleibt in der Eisbärinnengruppe, in der sie sich wohl fühlt.

Nachstehendes wurde in der Planung geändert.

"Sie wird sicher gut zu Aika und Troll, die beide sehr umgänglich sind, passen."

Er meinte, dass das für Tosca sicher eine gute Lösung werden wird. Auch im Tierpark wird man behutsam die Zusammenführung vornehmen. Ein zusätzliches Weibchen ist nicht so problematisch. Wie Dr. Blaszkiewitz überhaupt betonte, liegt sein Augenmerk darauf, dass seine angestammten Tiere, die Zuchtpaare, hier ihre Heimat haben und behalten sollen und nicht für Jungtiere weichen sollten.Mir ist während der ganzen Dauer des Gespräches aufgefallen, dass immer eine Fürsorge für die anvertrauten Tiere – mit der Betonung auf alle, nicht nur ein einzelnes, deutlich zu spüren war.

Der zweite Teil des Gesprächs drehte sich dann um die weitere Zukunft der neuen Eisbärengruppen und folgt in einem eigenen Artikel. Teil 3 des Gesprächs.

Das Gespräch führte Adele Sansone für suite101

Update nach dem Tod von Knut (19. 3. 2011)

ein abschließender Artikel : Knut - eine besondere Tierpersönlichkeit

Adele Sansone, Adele Sansone

Adele Sansone - Als Autorin für suite101.de interessieren mich vor allem die Bereiche Pflanzen und Tiere: Wie leben sie heute? Wie sind die ...

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