World of Animals

Das Arche Noah Projekt

Unterm Kirchendach wurde jetzt eine neue Heimat für bedrohte Vögel eingerichtet

Eule und Falke in der Arche Noah

Projekt wurde offiziell vorgestellt - “Bewahrung der Schöpfung” - Viel Taubenkot

von Gerhard Gerstendorfer / Copyright Erlanger Nachrichten vom 04.Juni 2003

Projekt Arche Noah wird vorgestellt

(von links) Storchenvater Michael Zimmermann, Werner Linka (stellv. Vorsitzende des Fördervereins Klosterkirche), Rolf Bergler (Vorsitzender des Fördervereins Klosterkirche), Schriftenmalerin Brigitte Müller und Otto Kraemling (Natur- und Umwelthilfe).                 Foto: Bernd Boehner

Arche Noah”- der Name assoziiert Gefühle wie Beschütztsein und Geborgenheit nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Und genau das wollte der Verein für Umwelthilfe e.V. zusammen mit der Kirchengemeinde Frauenaurach und dem Förderverein der Klosterkirche bewirken, nämlich auch bedrohten Vögeln wieder eine Bleibe unter dem Dach des Gotteshauses zu bieten.

Nach fast 2 Jahren Arbeit haben nun die Beteiligten ihr Projekt offiziell vorgestellt. Zu der kleinen Feierstunde war auch eine Reihe von Prominenten gekommen. Der Vorsitzende des Fördervereins Klosterkirche Frauenaurach, Rolf Bergler, hieß die Gäste willkommen. Neben Dekan Gerhard Münderlein waren MdL Wolfgang Vogel, die Bezirksräte Birgit Raab aus Ansbach und Willi Gehr aber auch mehrere Stadträte zugegen. Sie bekundeten unisono ihre Freude über dieses Projekt, das, wie es hieß, Vorbildcharakter auch für andere Kirchen und öffentliche Gebäude haben sollte.

Artenspezifische Verschläge

Auf zwei über der Klosterkirche liegenden großen Dachböden haben die Mitglieder der Natur- und Umwelthilfe mit artenspezifischen Verschlägen in jahrelanger Arbeit Nistplätze für Turmfalken, Schleiereulen, Fledermäuse, Mauersegler und zuletzt auch für die Dohlen und die verwilderten Haustauben geschaffen. Ein Großteil der Brutplätze ist von den Vögeln bereits angenommen worden. Die Holzwände hinter denen sich die Brutplätze befinden, wurden von Brigitte Müller beschriftet und zudem mit zwei überdimensionalen Tauben bemalt, zu denen Picassos berühmte Friedenstaube mit dem Oelzweig Pate gestanden hat. “Was sie Naturschutz nennen ist für uns Bewahrung der Schöpfung”, meinte Dekan Münderlein. Wolfgang Vogel sage, Gesundheit des Menschen erfordere die Gesundheit der Natur. Und augenzwinkernd meinte er – auf seinen Namen anspielend – Vogelschutz bedeute nicht, dass etwa auch er des besonderen Schutzes bedürfe, selbst wenn man als SPD-Mann auf der Roten Liste stehe.

Wie die Mitglieder der Natur- und Umwelthilfe berichteten, haben die Kirchen bis ins letzte Jahrhundert hinein vielen Vogelarten als Arche Noah gedient, wurden aber mehr und mehr von den sich überproportional vermehrenden, verwilderten Haustauben in Besitz genommen. Diese verdreckten die Kirchen- böden und das Innere der Türme mit ihrem Kot. So berichtet “Storchenvater” Michael Zimmermann von einem Dachboden in der Altstadt der von 80 Taubenpaaren besetzt war. Sie hatten 50 cm hohe Kotkegel gesetzt. Bei den Räumarbeiten mussten mehrere Lastwagen dieser Bakterienverseuchten Exkremente entfernt werden. Die Folge solcher Auswüchse war, dass die Kirchenvorstände alle Turmöffnungen und Zugänge zu den Böden vergittern ließen. Dadurch waren die bedrohten Tierarten vollends ihrer Nistplätze beraubt. Die Tauben jedoch eroberten sich die Fassadenvorsprünge und zer- stören seit vielen Jahren mit ihrem Kot wertvollste, kulturelle Bausubstanz. Die “Vergrämungsmaßnahmen”, u.a. mit langen Reihen spitzer Nägel, sind teuer und nur bedingt wirksam. Zudem verletzten sie auf grausame Weise die Extremitäten der Tiere.

Deshalb haben die Mitglieder der Natur- und Umwelthilfe (NUH) auf den Böden der Klosterkirche neben den Verschlägen für die bedrohten Vögel auch ein Taubendomizil geschaffen, weil es u.a. eine Bestandskontrolle erlaube. Sie sei allemal “humaner” als die durch die Nägel hervorgerufenen Ver- stümmelungen.

Fünffacher Storchennachwuchs

Zimmermann sprach abschließend der Familie Bergler, die in Frauenaurach eine Mälzerei betreibt seinen Dank aus, weil sie auf ihrem Kamin seit vielen Jahren den Störchen Heimat bietet. Auch heuer – so Zimmermann – haben die beiden 26 Jahre alten Storcheneltern für fünffachen Nachwuchs gesorgt. Sie dürften mit rund 100 großgezogenen Storchenkindern Deutschlands nachwuchsfreudigstes Storchenpaar sein.

NUH Vorsitzender, Otto Kraemling, hob hervor, dass die alteingesessene Mälzereifamilie darüber hinaus auch einen Hektar Wiesenfläche zur Verfügung gestellt und mit anderen auch die Anlage weiterer Biotope ermöglicht hat. Musikalisch verschönt wurde die Feier durch den Frauenauracher Possaunenchor.

Der Förderverein weist darauf hin, dass während des Sommers, jeweils am letzten Sonntag eines Monats, um 14 Uhr, Führungen durch die Kirche “Arche Noah” stattfinden.

 

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